Artikel vom 30.05.2007, Druckdatum 22.11.2024

Bund der Energieverbraucher: Strompreise unter der Lupe

Die deutschen Strompreise sind viel zu hoch, meldet der Bund der Energieverbraucher. Schuld seien weder hohe Kosten noch Steuern sondern die unsaubere Geschäftspolitik der Stromwirtschaft. Das werde durch eine Reihe von neuen Studien belegt. Mit Ausnahme der von der Stromwirtschaft beauftragten Untersuchungen kommen alle zum gleichen Schluss: Die Strompreise liegen ganz beträchtlich über den Kosten für Produkton und Strombereitstellung.

Im Januar 2007 lagen die Strompreise für Haushaltskundinnen und -kunden bei 21 Cent je Kilowattstunde einschließlich Steuer (Quelle: Energy Advice). Die Strompreise für Industriekundinnen und -kunden betrugen 8,5 bis 13 Cent pro Kilowattstunde. Nach dem 1. Juli 2007 fällt die Genehmigungspflicht für Strompreise ersatzlos weg. Deshalb hätten zahlreiche Versorger neue Preiserhöhungen angekündigt, so der Bund der Energieverbraucher.

Von den Strompreisen der Haushalte entfallen laut Bund der Energieverbraucher 6,36 Cent pro Kilowattstunde auf die Stromnetzkosten (Stand 1. Mai 2007, Quelle: Enet, Durchschnitt aller Stromanbieter), 8,4 Cent je Kilowattstunde auf Steuern und Abgaben (3,36 Cent pro Kilowattstunde für die Mehrwertsteuer, 2 Cent pro Kilowattstunde Konzessionsabgabe im Mittel, 2,39 Cent für jede Kilowattstunde in Großstädten, 1,3 Cent je Kilowattstunde in Orten mit unter 25.000 Einwohnern, 2,05 Cent pro Kilowattstunde Stromsteuer, 0,65 Cent je Kilowattstunde EEG Umlage, 0,34 Cent je Kilowattstunde KWK-Umlage). Für die Stromerzeugung oder Beschaffung verbleiben 6,24 Ct/kWh.

Eine Reihe wissenschaftlicher Studien hat sich nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher in den vergangenen Wochen mit den deutschen Strompreisen beschäftigt. Mit Ausnahme der von der Stromwirtschaft beauftragten Untersuchungen kommen alle zum gleichen Schluss: Die Strompreise liegen ganz beträchtlich über den Kosten für Produkton und Strombereitstellung. 

Das Hamburgische WeltWirtschafts Institut (HWWI) und Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH, Osnabrück (GWS) stellen fest: Die Strompreise vor staatlichen Steuern und Abgaben waren im Jahr 2006 um rund 30 Prozent überhöht. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hätte 2006 um 0,37 bis 0,47 Prozentpunkte höher liegen können, wenn auf dem Strommarkt echter Wettbewerb geherrscht hätte. 83.000 bis 106.000 Personen zusätzlich hätten einen Arbeitsplatz gehabt. Der Preisindex der Lebenshaltung hätte um 0,5 bis 0,65 Prozent niedriger liegen können. 

Die Studie von London Economics im Auftrag der EU-Kommission bestätigt: Die Strompreise liegen in Deutschland bedeutend höher, als dies auf einwandfrei funktionierenden wettbewerbsfähigen Märkten zu erwarten wäre. Die Untersuchung kommt zudem zu dem Schluss, dass Erzeugungskapazitäten zurückgehalten wurden. 

Professor Christian von Hirschhausen von der TU Dresden zeigt in seinem Gutachten, wie die Stromriesen ihre Marktmacht ausnutzen. Demnach lagen die Preise an der Leipziger Strombörse im ersten Halbjahr 2006 im Schnitt fast ein Viertel höher als in einem funktionierenden Wettbewerb. Außerdem missbrauchten die Konzerne die kostenlos zugeteilten Kohlendioxid-Zertifikate massiv zur eigenen Profitmaximierung, stellt er fest.

Sowohl der Bund der Energieverbraucher als auch die Vereinigung industrieller Kraftwirtschaft und der Verband der Energieabnehmer sind der Ansicht, dass die Strompreise um etwa 25 bis 30 Prozent überhöht sind.

Quelle: Bund der Energieverbraucher
                                                                 News_V2