Artikel vom 26.07.2007, Druckdatum 19.04.2024

VDE-Produktanalyse 2007: Abschied von „Geiz-ist-geil-Mentalität“

„Schnäppchenjagen kostet Sicherheit!“ Auf diese kurze Formel lassen sich wichtige Erkenntnisse der Produktanalyse 2007 des VDE-Instituts bringen. Allein 50 Prozent der Erstprüfungen an elektrotechnischen Produkten, die das VDE-Institut jährlich in seinen Labors in Offenbach testet, bestehen die Prüfanforderungen nicht. Die in den letzten Jahren durch die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ gestärkte Nachfrage nach immer billigeren Produkten im deutschen Markt hat dem Thema „Sicherheit von elektrotechnischen Produkten“, so das VDE Institut, eindeutig geschadet.

Die Sicherheit von elektrotechnischen Produkten ist zwar ein Kostenfaktor bei Herstellern und im Handel, doch gleichzeitig stellt das VDE-Institut fest, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend bereit sind, für Produkte mit ausgewiesener Sicherheit und Qualität mehr zu bezahlen. 

74 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher empfinden es nach einer VDE-Studie als wichtig, wenn Elektroprodukte von einer neutralen Stelle überprüft werden, und 63 Prozent beziehen die Auszeichnung eines elektrotechnischen Produktes mit einem Sicherheits-Prüfzeichen in ihre Kaufentscheidung ein. Noch mehr, nämlich 82 Prozent, achten allerdings auf die Energieeffizienz von Geräten, die damit zum Verkaufsargument Nummer 1 geworden ist.

Von fehlenden oder mangelhaften Schutzleiterverbindungen über die mangelhafte Konstruktion und Zuverlässigkeit eingesetzter ungeprüfter Bauteile wie Temperaturregler und Kondensatoren bis hin zu mangelhaften Sicherheitsabständen zu unter Spannung stehenden Teilen reicht die „Hitliste“ der häufigsten Mängel, die das VDE-Institut festgestellt hat. Auch die Verwendung von Kunststoffmaterialien und Leiterplatten, die thermischen Belastungen nicht gewachsen sind und brandtechnische Anforderungen nicht erfüllen, sowie funktionsuntüchtige Thermosicherungen, die bei Kurzschluss nicht auslösen, sind den Prüferinnen und Prüfern nicht nur einmal untergekommen. 

Die genannten Mängel bergen Brandgefahr, Gefahr eines elektrischen Schlages, Explosionsgefahr sowie Funktionsstörungen in sich, so das VDE Institut. Die in den letzten Jahren durch die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ gestärkte Nachfrage nach immer billigeren Produkten im deutschen Markt hat dem Thema „Sicherheit von elektrotechnischen Produkten“, so das VDE Institut, eindeutig geschadet.

Zweites „Sorgenkind“ der VDE-Experten sind Missbrauchsfälle wie zum Beispiel die unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens auf mangelhaften Produkten, die zunehmend aus dem fernöstlichen Teil Asiens, insbesondere aus China, in den deutschen Markt kommen. Zwischen 2004 und 2006 hat das VDE Institut eine Verdreifachung der Missbrauchsfälle aus China verzeichnet. Um dieser Entwicklung zu begegnen, tritt das VDE-Institut selbst mit eigenen Überwachungsmaßnahmen wie Marktkontrollen, Beobachtungen und Messebesuchen vor Ort auf.

Wichtigstes Instrument der VDE-Prüfer zur Qualitätssicherung elektrotechnischer Produkte sei allerdings der Aufbau eines Qualitätssicherungssystems direkt vor Ort. Durch Aufklärungskampagnen, durch Inspektionsmaßnahmen und durch Qualitätssicherungsmaßnahmen setzen die VDE-Expert/innen direkt beim Hersteller an.

Das VDE-Institut beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon bereits 100 in Asien und führt jährlich 100.000 Tests durch für 7.000 Kund/innen. Weltweit gibt es derzeit rund 200.000 Produkttypen mit 1 Million Modellvarianten mit dem VDE-Zeichen. Mit 60 Prozent ausländischen Kund/innen, 50 weltweit gepflegten Partnerschaften und Inspektionsbüros in 44 Ländern ist das VDE Institut international gut aufgestellt. Mehr als 7.000 Fertigungsstätten hat das VDE-Institut damit unter seiner Beobachtung.

Quelle: Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik VDE
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