Artikel vom 14.08.2008, Druckdatum 22.11.2024

Neue Professur „Ökonomie des Klimawandels“ an der TU Berlin

An der Technischen Universität Berlin wurde eine Professur „Ökonomie des Klimawandels“ eingerichtet. Die Professur ist weltweit die erste dieser Art und wird von der Michael Otto Stiftung mit rund 520.000 Euro kofinanziert. Ein Schwerpunkt der aktuellen ökonomischen Forschung zum Klimawandel ist, wie der internationale Handel mit Emissionsrechten geregelt werden kann, sodass Länder mit geringem Ausstoß profitieren und die Belastung anteilsgerecht auf Industrie- und Schwellenländer mit höherem Ausstoß verteilt wird.

Mit dem Schritt, eine solche Professur einzurichten und zu finanzieren, geben sowohl die Universität als auch der Förderer Impulse für die Gestaltung zukunftsweisender Klimapolitik und reagieren auf die damit verbundenen neuen Anforderungen an Forschung und Lehre, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Professur, die Ottmar Edenhofer, Chefökonom und stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung angetreten hat, ist eine gemeinsame Berufung der TU Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

„Bevor wir einen fairen und international bindenden Global Deal für den Klimaschutz erreichen können, müssen eine Reihe grundlegender Fragen beantwortet werden“, sagt Edenhofer. Ein globaler Markt für den Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten ist eine Voraussetzung für ambitionierten Klimaschutz. „CO2 Emissionen müssen einen Preis haben“, so Edenhofer. Wie der internationale Handel mit Emissionsrechten geregelt werden kann, sodass Länder mit geringem Ausstoß profitieren und die Belastung anteilsgerecht auf Industrie- und Schwellenländer mit höherem Ausstoß verteilt wird, ist ein Schwerpunkt der aktuellen ökonomischen Forschung zum Klimawandel

„Die TU Berlin verleiht diesem Forschungsbereich mit der neuen Professur ein starkes Gewicht in der deutschen Bildungslandschaft und neue Gestaltungsmöglichkeiten“, sagt der Präsident der TU Berlin, Prof. Dr. Kurt Kutzler. Es sollen speziell energie- und wachstumspolitische Strategien für Emissionsminderungen in Ländern wie China, Indien, Europa und den USA entworfen werden. Die Fakultät VI Planen Bauen Umwelt der TU Berlin sei ein ideales Umfeld für die Professur, da hier die Lösungsstrategien für den Klimaschutz durch ingenieurwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt werden. Die neue Professur, die Ökonomie, Mathematik, Umweltwissenschaften sowie Energie- und Verkehrstechnik zusammenführt, sei ein wichtiger Schritt, den Herausforderungen durch den Klimawandel gerecht zu werden, so Kutzler.

Die Michael Otto Stiftung unterstützt das Ziel, den Klimaschutz voranzubringen und das Kyoto-Protokoll dazu technologieorientiert weiterzuentwickeln. Die Stiftung fördert die Professur über fünf Jahre und will damit junge Menschen für den Klimaschutz gewinnen. „Im Klimaschutz liegen große Ertragspotentiale für unsere Volkswirtschaft, Klimaschutz lohnt sich“, sagt Michael Otto, der Vorsitzende des Kuratoriums, und weiter: „Aber wir brauchen auch die jungen Ökonomen, Techniker und Ingenieure, die in der Lage sind die praktischen Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.“

In Politik und Forschung wird derzeit auch intensiv diskutiert, wie Entwicklungsländer in den Global Deal eingebunden werden können. Viele davon liegen in den am schwersten vom Klimawandel betroffenen Regionen der Welt. Wie kann der notwendige Technologietransfer von Industrie- in Entwicklungsländer gefördert werden, der ihnen Möglichkeiten zur Anpassung an Klimafolgen und zur Vermeidung künftiger Emissionen eröffnet? Wie können die Entwaldung vor allem in tropischen Regenwaldgebieten gestoppt und der Wert stehenden Waldes für den Klimaschutz angerechnet werden? Für Industrienationen wie Deutschland stellt sich die Frage, wie Investitionsströme in Anpassungsmaßnahmen an veränderte Umweltbedingungen umgeleitet werden können, noch bevor diese Veränderungen eintreten.

„Wir brauchen Forschung zur Ökonomie des Klimawandels, damit aus dem Global Deal kein Global Bluff wird und wir nicht die Gelegenheit verpassen, die gefährlichsten Folgen des Klimawandels abzuwenden“, sagt Edenhofer. Wissenschaftler haben gezeigt, dass die zu erwartenden Schäden durch den Klimawandel größer sind, als noch im vorletzten, dritten Sachstandsbericht des UN-Klimarates IPCC angenommen. Der vierte IPCC-Bericht und der Report des britischen Ökonomen Nick Stern zeigen dagegen, dass die Kosten des Klimaschutzes deutlich geringer sind als zuvor abgeschätzt.

Bis in das Jahr 2007 hinein ist in der Klimadebatte vor allem über die Ursachen der beobachteten klimatischen Veränderungen diskutiert worden. Künftig wird es wahrscheinlich mehr um die Fragen gehen, welche weiteren Auswirkungen zu erwarten sind und ob die Reduzierung des CO2-Ausstoßes wirtschaftlich machbar ist. Für diese Diskussion von großer gesellschaftlicher Bedeutung gilt es, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewinnen und auszubilden, heißt es in der Pressemitteilung abschließend.

Quelle: Technische Universität Berlin, Michael Otto Stiftung, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK)
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