Artikel vom 24.03.2010, Druckdatum 22.11.2024

Q-Sells: Jahresergebnis 2009 von Neubewertung des Portfolios geprägt

Die Q-Cells SE (Bitterfeld-Wolfen) hat die endgültigen Jahreszahlen für 2009 vorgelegt. Darin wird sowohl das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit -486 Millionen Euro als auch ein Gesamtjahresverlust von 1.356 Millionen Euro bestätigt. Das Unternehmen kündigt eine strategische Neuausrichtung bei Weiterführung der laufenden Restrukturierung an. Für 2010 erwartet Q-Cells eine deutliche Umsatzsteigerung ein signifikant verbessertes operatives Ergebnis.

Die Q-Cells SE will ihr Produktportfolio um kristalline Module und mittelgroße Solaranlagen ergänzen sowie den Marktzugang anpassen, um den Wandel vom Solarzellenhersteller zum Anbieter von Photovoltaik Lösungen voranzutreiben. Dieses erweiterte Geschäftsmodell zielt Unternehmensangaben zufolge darauf ab, die ertragreicheren Bereiche der Wertschöpfungskette abzudecken sowie eine bessere Risikogewichtung sicherzustellen. Parallel zu der strategischen Neuausrichtung werde die laufende Restrukturierung des Unternehmens weitergeführt, um wesentliche Voraussetzungen für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Erste Schritte zur Neupositionierung hatte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge bereits im Jahr 2008 mit dem Eintritt in die Produktion von Dünnschichtmodulen sowie der Errichtung großer Freiflächenanlagen eingeleitet. In Zukunft werde das Produktportfolio sowohl um Projekte im mittleren Maßstab als auch um kristalline Module ergänzt, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Für die Produktion dieser Module ist Q-Cells mit dem Unternehmen Flextronics eine Partnerschaft eingegangen: Flextronics errichtet in Malaysia nach den technischen Spezifikationen und hohen Qualitätsvorgaben von Q-Cells eine Produktionslinie für Module mit einer Kapazität von 200 Megawattpeak (MWp), die mit Solarzellen von Q-Cells bestückt werden. Ein erstes Modul wurde bereits Mitte März dieses Jahres produziert. Anfang April will Q-Cells mit der Vermarktung der Module an Großhändler und große Installateure beginnen.

Im Angebot sollen sich zunächst Dünnschichtmodule von Solibro unter dem Markennamen „Q Smart“ sowie „Q Base“ benannte kristalline Module für Freiflächenanlagen befinden, die bisher nur für das eigene Projektgeschäft der Tochter Q-Cells International GmbH (QCI) mit Kooperationspartnern hergestellt wurden. Insgesamt soll das Produktangebot von Q-Cells im Laufes des Jahres kontinuierlich erweitert und umfasst zukünftig ein innovatives Portfolio aus Solarzellen kristallinen und Dünnschicht-Modulen sowie Photovoltaik Systemen für größere Dach- und Freiflächen.

Der Vertrieb sei dafür in den vergangenen Monaten neu organisiert worden. Um stärker auch auf die Bedürfnisse internationaler Kunden eingehen zu können, seien in den Kernländern Frankreich, Italien und Nordamerika zudem eigene Niederlassungen gegründet worden, weitere seien geplant. Das Produktportfolio, der Vertrieb und die Kundenbetreuung seien damit übergreifend auf die Kerntechnologien von Q-Cells zugeschnitten, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Auch das Systemgeschäft soll Unternehmensangaben zufolge auf eine breitere Basis gestellt werden. Neben den großen Freiflächenanlagen, auf die sich QCI in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich spezialisiert hat, sollen künftig verstärkt auch mittlere Projekte in der Größenordnung von 500 Kilowatt bis 5 Megawatt (MWp), also Solaranlagen für gewerbliche und industrielle Kunden, realisiert werden. Das vorhandene Wissen aus den Großprojekten lasse sich für den Bau kleinerer Module nutzen, die zudem eine geringere Kapitalbelastung mit sich bringen.

„Der Photovoltaikmarkt wird in den nächsten Jahren durch starkes Wachstum, aber auch Überkapazitäten und Margendruck gekennzeichnet sein. Mit unserer starken Marke und der hohen Qualität unserer Produkte können wir in einem solchen Markt sehr erfolgreich sein. Dazu muss Q-Cells aber weiter flexible und kostengünstige Kapazitäten schaffen und mit Hochdruck am Ausbau des Produktportfolios und des Marktzugangs arbeiten. Die Partnerschaft mit Flextronics ist ein erster wichtiger Meilenstein, aber es müssen weitere folgen, um im scharfen internationalen Wettbewerb Schritt zu halten“, sagte Nedim Cen, zugleich CEO und CFO der Q-Cells SE.

Neben der strategischen Neuausrichtung des Geschäfts soll die bereits begonnene Restrukturierung des Unternehmens weiter vorangetrieben werden. Nach der bereits 2009 erfolgten Anpassung der Produktionskapazitäten und dem damit verbundenen Stellenabbau liegt der Schwerpunkt im laufenden Jahr Unternehmensangaben zufolge unter anderem auf einer weiteren Fokussierung des Technologieportfolios, der Optimierung von Cash-Management und Working Capital sowie der Anpassung interner Strukturen. „Nach dem ungebremsten Wachstum der letzten Jahre ist die gesamte Solarbranche in einem tiefgreifenden Wandel begriffen. Neue Geschäftsmodelle erfordern andere Strukturen, auch bei Q-Cells. Die Überarbeitung der internen Organisation und Prozesse ist eine wichtige Aufgabe für das laufende Jahr,“ sagte Nedim Cen.

Zum Ende des Geschäftsjahres 2009 wurde Unternehmensangaben zufolge außerdem das Beteiligungsportfolio umfassend bereinigt. Die Buchwerte von drei Beteiligungen wurden 2009 auf Null abgeschrieben. Hierzu zählen neben der Solaria Corp. die Sovello AG (Abschreibung 88 Millionen Euro) und die Sunfilm AG (Abschreibung 150 Millionen Euro). Sunfilm und Flexcell befinden sich derzeit in Finanzierungsverhandlungen mit ihren Hausbanken, Calyxo ist auf der Suche nach neuen Finanzierungspartnern.

Aufgrund bestehender Verpflichtungen gegenüber Sunfilm verzeichnete Q-Cells einen Netto-Mittelabfluss in Höhe von zirka 42 Millionen Euro im ersten Quartal 2010. Für Sovello haben die beteiligten Gesellschafter mit dem Finanzinvestor Ventizz Capital einen Vertrag zur Veräußerung von 100 Prozent der Anteile geschlossen, der in den nächsten Wochen zu einem Eigentümerwechsel führen soll. Mit den Bereinigungen gehe Q-Cells einen wichtigen Schritt, um bilanzielle Risiken zu minimieren bzw. zukünftig auszuschließen, heißt es in der Pressemitteilung.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) der Q-Cells SE für das gesamte Jahr 2009 beläuft sich auf -486 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr ergibt sich ein Verlust von 1.356 Millionen Euro. Auf Buchverluste, Abschreibungen auf Portfoliounternehmen sowie nicht fortgeführte Geschäftsbereiche entfielen insgesamt rund 1 Milliarde Euro.

Die Produktion kristalliner Solarzellen ging im Jahr 2009 auf 537 MWp zurück (Vorjahr: 570 MWp). Inklusive der Dünnschicht-Module der Tochtergesellschaft Solibro ergibt sich eine Jahresproduktion von 551 MWp. Für das Gesamtjahr 2009 ergibt sich damit ein Umsatz in Höhe von 802 Millionen Euro (Vorjahr: 1.251 Millionen Euro).

Die liquiden Mittel zum Jahresende lagen mit 412 Millionen Euro deutlich oberhalb des prognostizierten Wertes von 250 bis 300 Millionen Euro. Teilweise ist dieser höhere Barmittelbestand auf Verschiebungen von Investitionen in das Jahr 2010 zurückzuführen. Mit diesem Bestand an liquiden Mitteln ist das Unternehmen für das laufende Jahr ausreichend finanziert.

Neben dem Wechsel des Vorstandsvorsitzes, der mit dem Rücktritt von Anton Milner am 11. März 2010 auf Nedim Cen, den bisherigen Finanzvorstand, vollzogen wurde, gab es auch im Aufsichtsrat einen Wechsel. Richard Kauffman hat im Februar 2010 sein Mandat niedergelegt. Als sein Nachfolger wurde Helmut Gierse bestellt, der langjährige Erfahrungen in der industriellen Produktion und Automation mitbringt.

Insbesondere für das erste Halbjahr 2010 ist ein deutliches Wachstum des europäischen Marktes zu erwarten, von dem auch Q-Cells profitieren wird. Für Investitionen im Jahr 2010 steht ein Volumen von 150 bis 200 Millionen Euro zur Verfügung, das in den weiteren Ausbau der Zellproduktion in Malaysia (geplante Kapazität von 600 MWp Ende 2010), die Dünnschicht-Modulproduktion bei Solibro sowie die gezielte Forschung und Entwicklung für Zellen, Module und den Ausbau der Systemkompetenz fließen wird. Im Bereich der kristallinen Module ist ein Verkaufsvolumen von 100 bis 150 MWp geplant. Im Projektgeschäft von QCI sind 150 bis 200 MWp für neu installierte Photovoltaik Anlagen geplant.

Für das Jahr 2010 erwartet das Unternehmen eine deutliche Umsatzsteigerung auf 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro und ein signifikant verbessertes operatives Ergebnis.

Quelle: Q-Sells SE
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