Artikel vom 08.09.2010, Druckdatum 22.11.2024

Erneuerbare Energien entscheiden über die Zukunft der Energieversorger

Das Engagement in Erneuerbare Energien wird über die Zukunftsfähigkeit der Energieversorger entscheiden. Neben den technischen Herausforderungen und den politischen Rahmenbedingungen gewinnt die Wirtschaftlichkeit der Anlagen und Konzepte immer mehr an Bedeutung. Auf der 1. Handelsblatt Jahrestagung „Erneuerbare Energien“ diskutierten rund 180 Vertreter/innen der Green-Energy-Szene über die weiteren Wachstumspotenziale alternativer Energiequellen und stellten Geschäftsmodelle und Strategien für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor.

Als Vertreter der Europäischen Kommission unterstrich Hans van Steen zum Auftakt der Handelsblatt Jahrestagung (30. und 31. August 2010 in Berlin), Deutschlands Vorbildfunktion beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und bei der Umsetzung der EU-Klima- und Energieziele. 

Die Marktintegration der Erneuerbare Energien sowie deren Ausbau werden Prioritäten im Energiekonzept der Bundesregierung haben, betonte Katherina Reiche, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. Das für den 28. September angekündigte Energiekonzept solle den Ausbau der Stromnetze auf allen Spannungsebenen vorantreiben. In den zuständigen Ministerien würden zurzeit auch die Möglichkeiten geprüft, Erneuerbaren Energien am Markt für Ausgleichs- und Regelenergie zu beteiligen und weitere Anreize und Planungsinstrumente für den Stromleitungsbau zu setzen. Der Netzausbau müsse auskömmliche Renditen abwerfen, sagte sie. „Wir wollen die ökologische Wende, wissen aber auch, dass das nicht von heute auf morgen geht“, so Reiche weiter. Die weitere Entwicklung brauche neben Investitionen einen Ordnungsrahmen, der es den Unternehmen erlaube, ihre Projekte schneller voranzubringen. 

Die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren werde über ihre Zukunft entscheiden, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur (dena), Stephan Kohler und verdeutlichte die Herausforderungen beim Netzausbau. Investitionssicherheit für die im Bau befindlichen Gas- und Kohlekraftwerke seien ebenso wichtig wie sichere Investitionsbedingungen für die Erneuerbaren. Die Politik müsse ihre Schlagzahl bei der Integration der regenerativen Energien deutlich erhöhen.

„Es gibt derzeit erheblichen Nachholbedarf beim Ausbau von Netzen und Speichern sowie bei der Optimierung des Netzbetriebs“, sagte Kohler. Die Netze seien weder in Deutschland noch innerhalb Europas auf die Erneuerbaren Energien vorbereitet. Das deutsche Verbundnetz sei weiterhin auf die Braunkohle im Osten und die AKWs im Süden ausgelegt. Der rasante Kapazitätszuwachs bei den Erneuerbaren mache darum eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erforderlich. „Das EEG muss unter Berücksichtigung dieser Entwicklung angepasst werden“, so Kohler.

Mit einem Ausblick auf die im September erscheinende dena Netzstudie II, erläuterte Kohler die Auswirkungen eines weiteren Ausbaus der alternativen Energien. Danach werde bis 2020 ein Erneuerbaren-Anteil an der deutschen Stromerzeugung von 37 Prozent erreicht. Bei der Photovoltaik würden bis 2020 Kapazitäten von 42.000 MW installiert, nach Schätzungen der Bundesregierung seien sogar 50.000 MW zu erwarten. Bei der Windenergie rechnet die dena bei Land- und See-Anlagen mit einer installierten Kapazität von 40.000 MW. Lediglich bei der Kraft-Wärme-Kopplung würden die Ausbauziele der Bundesregierung nicht erreicht. Bis 2020 würden die KWK-Anlagen bei einer Kapazität von 28.000 MW liegen. Hier gehe der Trend zu dezentralen Klein- und Mikro-KWK-Anlagen, so Kohler weiter. 

Der Aus- und Umbau beim Kraftwerkspark, bei Netzen und Speichern halte derzeit nicht mit dem Kapazitätszuwachs bei den Erneuerbaren mit, sagte der Dena-Chef. Hier müsse das Energiekonzept der Bundesregierung Antworten geben. Beim Netzausbau habe bereits die Dena Netzstudie I einen Ausbau von 850 Kilometern definiert. Davon seien bislang nur 80 Kilometer realisiert worden. „Die Netzstudie II sieht aber einen zusätzlichen Ausbaubedarf im vierstelligen Bereich“, so Kohler. Vom Energiekonzept erwarte er nicht nur Anreize beim Ausbau der Netzinfrastruktur und von Speichertechnologien, sondern auch Impulse für ein intelligentes System, das es ermöglicht die Nachfrageseite an die Angebotsseite anzupassen.

Weitere Tagungspunkte und Ergebnisse unter http://partner.vhb.de/euroforum/p1200378/pdf/HB_PB_EE_06_09_2010.pdf 

Quelle: EUROFORUM Deutschland SE
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