Artikel vom 24.11.2010, Druckdatum 25.04.2024

dena-Netzstudie II: Integration Erneuerbarer Energien erfordert Optimierung des Stromsystems

Das Stromsystem in Deutschland steht vor einem grundlegenden Wandel. Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat in der Netzstudie II untersucht, wie das Stromsystem in Deutschland bis zum Zeitraum 2020/25 ausgebaut und optimiert werden muss, um den neuen Herausforderungen durch die Integration erneuerbarer Energien gerecht zu werden und gleichzeitig eine sichere und wirtschaftliche Stromversorgung zu gewährleisten.

Drei Ziele standen dabei im Vordergrund: Integration von 39 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, insbesondere Windkraft, optimaler wirtschaftlicher Einsatz konventioneller Kraftwerke und Berücksichtigung des zunehmenden europäischen Stromhandels. Die Studie zeigt, welche technischen und wirtschaftlichen Optionen zur Verfügung stehen, um diese Ziele optimal miteinander zu vereinbaren. 

Die dena-Netzstudie II wird von einem breiten Projektsteuerungskreis getragen und finanziert. Dazu gehören das Bundeswirtschafts- und das Bundesumweltministerium, Unternehmen und Verbände der Windenergiebranche, Übertragungsnetzbetreiber, Industrieunternehmen und Verbände der Energiewirtschaft. Die Studienergebnisse wurden von allen Beteiligten einstimmig auf der Projektsteuerungskreissitzung am 17. November 2010 angenommen, heißt es in einer Pressemitteilung. 

„Deutschland setzt zu Recht auf erneuerbare Energien“, betonte Stephan Kohler bei der Vorstellung der Studienergebnisse in Berlin. „Aber der Ausbau der Erneuerbaren stellt das Energiesystem auch vor große Herausforderungen. Wir müssen den Windstrom von Nord- und Ostsee zu den Verbrauchern im Süden bringen. Und konventionelle Kraftwerke müssen so modernisiert und betrieben werden, dass sie sich mit den Erneuerbaren optimal ergänzen und gleichzeitig wirtschaftlich betrieben werden können. Mit der dena-Netzstudie II haben wir die notwendige Entwicklung des Energiesystems gründlich analysiert. Die Studie liefert über die reine Ermittlung des Netzausbaubedarfs hinaus eine verlässliche Strategie für die Optimierung des gesamten Energiesystems in Deutschland. Kein anderes Land verfügt über eine solch umfassende und systemorientierte Roadmap für die Erreichung des regenerativen Energiezeitalters.“ 

Die Studie prüft verschiedene Varianten zur Weiterentwicklung des Stromnetzes in Deutschland. Zum einen wurden die heute verfügbaren und in Entwicklung befindlichen Netztechnologien untersucht, von Freileitungen mit Standardübertragungsfähigkeit über Hochtemperaturleiterseile und Hochspanungsgleichstromübertragung bis zu Erdkabeln. Darüber hinaus wurden weitere systemrelevante Maßnahmen berücksichtigt, zum Beispiel die Erhöhung der Leitungskapazitäten durch Temperaturmonitoring, die Steuerung der Stromnachfrage und der Einsatz von Stromspeichern, insbesondere in Form von Pumpspeicherkraftwerken, Druckluft- und Wasserstoffspeichern. Bei allen Varianten wurde untersucht, wie sich die Maßnahmen im Gesamtsystem auswirken. 

Die Studie wurde von einem Konsortium unter der Leitung des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (ewi) erstellt. Zwei externe Gutachter haben die Ergebnisse geprüft. Beide sehen in der Studie eine sehr gute Grundlage für die weitere Netzplanung. Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner von der TU-München kommt zum Fazit: „Die Studie zeigt wissenschaftlich und nachvollziehbar die dominierende Bedeutung des Netzausbaus zur Integration erneuerbarer Energien im Stromsektor. Mit Blick auf die extrem komplexe Fragestellung, die vielfältigen Anforderungen an die Berücksichtigung technischer und wirtschaftlicher Modell-Parameter und den hohen Zeitdruck liefert die Studie sehr robuste Lösungen.“ Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler von der RWTH Aachen schreibt: „Die Methodik zum Vergleich geeigneter Technologien für Übertragungsaufgaben ermöglicht einen bisher in Deutschland nicht verwendeten Grad der Objektivierung der Bewertung technischer Lösungsansätze.“ 

Kostenfreier Download des Ergebnisberichts und weitere Informationen zur dena-Netzstudie II unter: http://www.dena.de/de/themen/thema-esd/projekte/projekt/netzstudie-ii/ 

Quelle: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)

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