Artikel vom 18.07.2006, Druckdatum 22.11.2024 | |
Klimawandel wird zukünftig in vielen Regionen Probleme bereiten Der globale Wandel ist in vollem Gange und hat Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, den Naturschutz, die Energie- und Wasserwirtschaft und den Tourismus. Ursache dafür sind sowohl der Klimawandel als auch die sich ändernde Landnutzung. Das hat eine Studie von 16 europäischen Forschungsinstituten unter Leitung des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie der Universität Wageningen (Niederlande) ergeben. Die Forscher hatten zunächst verschiedene Szenarien von sozioökonomischen Faktoren, Klima und Landnutzung für ganz Europa bis zum Ende dieses Jahrhunderts entwickelt. Durch Diskussion mit Experten aus der Privatwirtschaft und aus betroffenen öffentlichen Institutionen wurden anschließend Indikatoren für die Empfindlichkeit gegenüber den Veränderungen durch den globalen Wandel identifiziert. Unter anderem fanden die Wissenschaftler heraus, dass die europaweiten Trends in der Landnutzung durchaus Optionen für eine umweltgerechte und nachhaltige Bewirtschaftung bieten. Andererseits ist der Klimawandel ein wichtiger Faktor und wird zukünftig in vielen Regionen Probleme bereiten. Der Klimawandel allein könnte beispielsweise dazu führen, dass bis zum Jahr 2080 zusätzliche 14 bis 38 Prozent der Bevölkerung des Mittelmeerraums in Gebieten mit erhöhtem Wassermangel leben. Hinzu kommt die zusätzliche Belastung durch steigenden Wasserbedarf für Tourismus und Landwirtschaft. Die Wissenschaftler erwarten häufigere und schwerere Trockenperioden, ähnlich den Dürren in den Jahren 2003 und 2005. Solche Trockenperioden erhöhen die Waldbrandgefahr, besonders im Mittelmeerraum, wie sich bereits jetzt wieder zeigt. Auch der Sommer 2006 macht alle Anstalten, ein weiterer „Jahrhundertsommer“ zu werden. Höhere Temperaturen und der Rückgang der Schneedecke werden den Jahresverlauf und die Menge des Wassers in Flüssen verändern: Generell wird eine geringere Wasserführung im Sommer und mehr Wasser im Winter erwartet. Dies erhöht die Gefahr von Überschwemmungen und beeinträchtigt die Schiffbarkeit, ebenso die Wasserkraftnutzung im Sommer. Der Rückgang der Schneedecke beeinträchtigt außerdem den Wintersport. Die Studie ergab auch, dass europäische Ökosysteme derzeit erhebliche Mengen Kohlendioxid (CO2) aus Treibhausgasemissionen absorbieren. Die erwarteten Zunahmen an Waldflächen und atmosphärischer CO2-Konzentration würden sich zunächst positiv auswirken, so die Forscher. Da sich die globale Erwärmung durch die Freisetzung von Bodenkohlenstoff aus Europa aber bis zum Ende des Jahrhunderts wieder beschleunigen wird, werden europäische Wiesen und Wälder dann zu den Emissionen beitragen, anstatt Treibhausgasemissionen zu absorbieren. Die Studie ist die erste, die die Auswirkungen des globalen Wandels auf die vielfältigen Prozesse, die für das menschliche Wohlergehen bedeutsam sind, wissenschaftlich untersucht hat. Sie wurde erstmals in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht. Quelle: Dagmar Schröter, Wolfgang Cramer, Rik Leemans, et al., Ecosystem Service Supply and Vulnerability to Global Change in Europe, Science |