Artikel vom 25.05.2011, Druckdatum 22.11.2024 | |
Energiewende ist zum halben Preis möglich Der Ausstieg aus der Atomkraft kann für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu günstigsten Konditionen realisiert werden – und wesentlich preiswerter, als es die Bundesregierung derzeit plant. Dies ist das Ergebnis von Berechnungen, die die 100% erneuerbar Stiftung erstellt hat. Gegenüber dem Ausbauszenario der Bundesregierung, die auf eine stärkere Nutzung der Offshore-Windenergie setzt, würde eine regionale Fokussierung des Ausbaus auf gute Windenergiestandorte an Land sowie die Nutzung preiswerter Photovoltaik Kraftwerke auf Großflächen in der Summe rund 12 Milliarden Euro ersparen. Die Bundesregierung setze dagegen mit der Fokussierung auf zentrale Großkraftwerke – zum Beispiel Offshore-Windfarmen – falsche Akzente und verhindert die volkswirtschaftlich günstigste Integration der Erneuerbaren Energien in den Strommarkt, so die 100% erneuerbar Stiftung in einer Pressemitteilung. „Wer schnell und preiswert aus der Atomkraft aussteigen will, der muss auf dezentrale Erneuerbare Energien setzen“, betont Dr. René Mono, Geschäftsführer der 100% erneuerbar Stiftung. „Selbst Windstrom an Standorten in den Ebenen von Bayern und Baden-Württemberg kostet halb so viel wie der maritime Gigantismus in der Nord- und Ostsee. Und an sehr guten Standorten bleibt Windstrom um den Faktor 3 günstiger als Offshore-Windstrom. Ähnliches gilt auch für Solarstrom von der Freifläche – alles ist billiger als Offshore-Wind.“ Gegenüber dem Ausbauszenario der Bundesregierung, die auf eine stärkere Nutzung der Offshore-Windenergie setzt, würde eine regionale Fokussierung des Ausbaus auf gute Windenergiestandorte an Land sowie die Nutzung preiswerter Solarkraftwerke auf Freiflächen den Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Summe rund zwölf Milliarden Euro ersparen. „Die Energiewende ist gesellschaftlich gewollt, das zeigen alle Umfragen. Nun steht die Bundesregierung in der Pflicht, ihren Forderungen nach einer bezahlbaren Energieversorgung Taten folgen zu lassen. Die anstehende EEG Novellierung ist hierfür der erste Stresstest. Bleibt die Bundesregierung bei ihrer Offshore-Vorliebe, erfüllt sie ihre eigenen Kriterien nicht“, betont Dr. Mono. Mit dem Ziel einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende sollte die volkswirtschaftlich günstigste Variante des regenerativen Energiemixes umgesetzt werden. Konkret heißt das: Einsparpotenziale nutzen und so die EEG Umlage reduzieren. Durch eine Verlängerung der Garantie für eine feste Einspeisevergütung auf 25 Jahre bei Beibehaltung der Vorrangregelung könnte beispielsweise die Vergütung bei Photovoltaik und Wind angepasst werden. Die anstehende Novellierung des EEG bietet die Chance, das Vergütungsmodell zu optimieren. Die 100% erneuerbar Stiftung hat mit aktuellen Berechnungen gezeigt, dass sich bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien an Land auf einen Anteil von 35 Prozent im Jahr 2020 die sogenannte EEG Umlage, mit der die Stromkunden den Ausbau finanzieren, gegenüber heute nur noch um weitere 0,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) erhöhen. Zum Vergleich: Eine Umsetzung des Energiekonzeptes der Bundesregierung sowie der ersten Empfehlungen des sogenannten EEG Erfahrungsberichtes würde den Strompreis – bei der Fokussierung auf Offshore-Wind – um rund einen Cent pro kWh verteuern. „Das wäre eine vollkommen unnötige Belastung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Außerdem macht dieser Weg den Stromkunden wieder abhängig von wenigen Betreibern zentraler Großkraftwerke“, ergänzt Dr. Mono. „Von der vielerorts gewünschten Demokratisierung und Kommunalisierung der Energieversorgung müssten wir uns bei dem Modell der Bundesregierung dann verabschieden.“ In einem dezentralen Mix Erneuerbarer Energien können dagegen alle Energieträger ihre jeweiligen Vorteile ausspielen: Die Onshore-Windenergie mit ihren geringen Kosten bei hohen Erträgen; die Photovoltaik als hochwertiger Spitzenlaststrom in nahezu jeder Skalierbarkeit, die Bioenergie als regelbare Energiequelle, Wasserkraft und Geothermie als Dauerbrenner im Energiemix. „Windenergie an Land ist schon heute günstiger als jede andere Form der Stromerzeugung aus neuen Kraftwerken. Auch fossile Kraftwerke können da nicht mithalten“, betont Dr. Mono. Noch zwei weitere Gründe sprechen für den dezentralen Ausbau: Akzeptanz und Schnelligkeit. Nichts ist schneller installierbar als kleine modulare Einheiten von Wind-, Solar- und Bioenergieprojekten. Kleinere Projekte haben in der Regel zudem eine deutlich größere Akzeptanz als zentrale Großprojekte – erst Recht, wenn eine Beteiligung über Genossenschaften, Infrastruktur und Bürgerstrom möglich ist. Wenige zentrale Kraftwerke im In- oder Ausland (Offshore-Anlagen oder Desertec-Projekte) verzögern die gesellschaftlich geforderte Energiewende unnötig. Ihr Anschluss an das überregionale, insbesondere für diese zentralen Kraftwerke massiv auszubauende Netz wird erst in Jahren möglich sein; die Realisierungsphase der Kraftwerke selbst wird weitere Jahre dauern. Die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz für die neuen Netztrassen könnte zu weiteren Verzögerungen führen. In der Konsequenz werden wichtige Investitionsgelder blockiert. Folgende Vorteile ergeben sich laut der 100% erneuerbar Stiftung durch den Umstieg auf Erneuerbare Energien und die Fokussierung auf dezentrale Lösungen: - Kostengünstigkeit und Sozialverträglichkeit: Strom wird dort erzeugt, wo seine Gestehungskosten regional am niedrigsten sind. Dies entlastet die Verbraucherinnen und Verbraucher. - Dauerhafte lokale Wertschöpfung: Die dezentrale Verteilung von Kraftwerken schafft flächendeckend Arbeitsplätze und wird gerade im ländlichen Raum zum Motor für Handwerk und Mittelstand. - Kundenfreundliche Marktstrukturen: Die verkrusteten oligopolistischen Strukturen des heutigen Strommarktes werden überwunden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden aus dem Preisdiktat der Energieversorger befreit. Es wird eine Selbstversorgung sowohl von Privat- als auch von Gewerbe- und Industriestromkund/innen möglich. Kurz: Offshore-Windenergie macht den Strom teuer, fasst die 100% erneuerbar Stiftung zusammen. Nachdem das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den letzten Jahren Strom aus Photovoltaik und Windenergieanlagen an Land immer günstiger gemacht hat, stehe Deutschland nun am Scheideweg: diese günstigen Potenziale nutzen oder auf teuren Offshore-Windstrom setzen? Die Antwort sei einfach: Windenergie-Anlagen an Land und Freiflächen-Solarkraftwerke sind schon heute günstiger als Offshore – in wenigen Jahren wird sogar der Solarstrom vom Dach billiger sein. Wozu also langwierige Planungsverfahren für neue Hochspannungs-Stromtrassen starten und die Energiewende unnötig verzögern und verteuern? Über die 100 % erneuerbar Stiftung Die 100% erneuerbar Stiftung unterstützt die Energiewende, indem sie aufklärt, anregt und aufdeckt. Unsere Wurzeln liegen in der Entwicklung Erneuerbarer Energien-Anlagen. Wir wissen aus jahrelanger Praxis, wie wichtig Information, Wissen und Akzeptanz sind. Deshalb initiiert die Stiftung kommunale Projekte, unterstützt Bildungsangebote, fördert Forschungsprojekte und Entwicklungshilfeprogramme und vernetzt aktive Menschen in ganz Deutschland. Sie steht außerdem im Dialog zur Politik, um die Weichenstellung in das regenerative Zeitalter zu begleiten. Quelle: 100% erneuerbar Stiftung |