Artikel vom 31.05.2011, Druckdatum 22.11.2024

In Sachsen heizen immer mehr Menschen mit Sonnenwärme

Vom östlichsten Zipfel Deutschlands im Landkreis Görlitz über Freiberg bis nach Oberwiesenthal am Fuße des Fichtelbergs sind in Sachsen Sonnenhäuser zu finden, natürlich auch in und um die größeren sächsischen Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig. Jüngst wurde eine ehemalige Industriebrache aus DDR-Zeiten zum Sonnenhaus umgerüstet. Die Chemnitzer Baufirma Fasa AG sanierte das stark verfallene Gebäude und machte daraus ein modernes Sonnenhaus mit einem solaren Deckungsgrad von rund 90 Prozent.

Das Energetikhaus ist seit Anfang Mai Firmensitz der Fasa AG. 281 Quadratmeter Solarkollektoren mit einer Neigung von 70 Grad sammeln die Sonnenwärme ein. Ein 110 Kubikmeter fassenden Solartank mit einer Höhe von 10,5 Metern speichert und verwaltet sie.

Das erste Sonnenhaus Sachsens wurde im September 2006 von einer jungen Familie in Bertelsdorf bezogenen. Die 152 Quadratmeter Wohnfläche werden von 69 Quadratmetern Kollektorfläche und einem Pufferspeicher mit einem Volumen von 28,2 Kubikmetern fast ausschließlich solar beheizt. Der Pufferspeicher steht zentral im Gebäude und hat eine Höhe von 7,4 Metern. Die steile Dachneigung von 68 Grad bietet die besten Voraussetzungen, um die Wintersonne optimal zu nutzen. Gebaut hat es die Chemnitzer Baufirma Fasa AG. Es wurde gemeinsam mit der Soli fer Solardach GmbH aus Freiberg und dem Freitaler Ziegelhersteller Eder entwickelt.

Mittlerweile sind einige Winter vergangen und die Bewohnerinnen und Bewohner sind immer noch glücklich über ihre damalige mutige Entscheidung, sich in Zukunft auch im Winter von der Sonne wärmen zu lassen. Und ihr erster Winter im neuen Heim hat ihnen Heizkosten von lediglich rund vierzig Euro für Kaminholz und Anlagenstrom beschert.

Die überaus positiven Erfahrungen aus Bertelsdorf überzeugten in Sachsen. Zwar nicht sofort, denn die eher ungewohnte Heiz- und Bauweise musste sich erst einmal beweisen. Doch nach gut drei Jahren der Beobachtung und Vermessung war den bis dahin eher skeptischen Sachsen klar: Das Konzept funktioniert! So entstanden ab 2009 einige neue Sonnenhäuser in ganz Sachsen – bis letztes Jahr ausschließlich als Neubauten und Einfamilienhäuser.

Seit 2010 wurde in Chemnitz und Freiberg auch an Projekten gearbeitet, die über den klassischen Einfamilienhaus-Neubau hinausgehen. Neben dem neuen Firmengebäude der Fasa AG in der Chemnitzer Marianne-Brandt-Straße rüstete die Baufirma auch ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert in der Freiberger Innenstadt zum Sonnenhaus um. Im März dieses Jahres zogen die Mieter in den Denkmalgeschützen Altbau, der so saniert wurde, dass er größtenteils solar beheizt werden kann. 60 Quadratmeter Sonnenkollektoren und ein 22 Kubikmeter fassender Pufferspeicher versorgen die insgesamt 220 Quadratmeter Wohnfläche mit ihren drei Wohneinheiten mit Sonnenwärme.

So werden rund Dreiviertel des ganzjährigen Wärmebedarfs für Heizung und Brauchwasser solar gedeckt. Den Rest liefern zwei Kaminöfen mit Wärmetauscher und eine Gasheizung. Damit wurde in der Freiberger Innenstadt deutlich gezeigt, dass Solaranlagen auch mit den bekanntlich strengen Auflagen des Denkmalschutzes vereinbar sind und moderne zukunftsgewandte Technik durchaus mit dem Bauhandwerk vergangener Epochen in ästhetischen Einklang gebracht werden kann.

Aufsehen in der Medienwelt erregt derzeit ein Sonnenhaus das nicht nur seine Wärme zum Großteil von der Sonne bezieht, sondern auch seinen Strom auf dem Dach selbst produziert und damit seinen Eigenbedarf an Elektrizität zu hundert Prozent solar deckt. Dieses energieautarke Haus wurde am 5. Mai 2011 als Musterhaus in Lehrte bei Hannover von der Helma Eigenheimbau AG eröffnet. 

An der Entwicklung war wesentlich der Freiberger Solarexperte Timo Leukefeld beteiligt. Er leitete die Projektgruppe deren Ziel es war, möglichst vielen Menschen eine bezahlbare Alternative im Neubaubereich zu bieten und ein echtes energieautarkes Haus zu entwickeln, welches seine Energie zum größten Teil von der unerschöpflichen Energiequelle Sonne bezieht.

Neben der Sonnenwärme, welche die thermischen Kollektoren auf dem Dach einsammeln, kann dieses Haus auch den von den Photovoltaik Modulen erzeugten Strom speichern. Dieser wird nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern in einem Akku zwischengelagert. So können die Bewohner auch nachts Strom verbrauchen und noch nach Feierabend ihr Elektroauto mit Sonnenstrom betanken. Zwei dieser energieautarken Häuser sollen bereits 2012 in Freiberg (Sachsen) gebaut werden.

Das Sonnenhaus Konzept ist kein Betriebsgeheimnis. Das erste Sonnenhaus wurde bereits 1989 vom Schweizer Solarpionier Josef Jenni gebaut. Von hier aus breitete sich das Konzept aus. An der Verbreitung in Deutschland waren Akteure aus dem Südosten Deutschlands maßgeblich beteiligt. Vor allem der Sonnenhaus Architekt Dipl.-Ing. (FH) Georg Dasch und der Planer für Heizungs- und Solartechnik Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Hilz haben von Ostbayern ausgehend das Sonnenhaus Konzept in Deutschland bekannt gemacht, unter anderem durch den Schritt zur Gründung des Sonnenhaus Institut e.V. im Jahr 2004 im niederbayerischen Straubing. Mittlerweile gibt es zahlreiche Sonnenhäuser in ganz Deutschland, Österreich, Italien und natürlich der Schweiz.

Während bis zur Gründung des Sonnenhaus Instituts e.V. in Deutschland lediglich 30 Sonnenhäuser ausschließlich in Bayern und Baden-Württemberg gebaut waren, hat sich die Zahl bis zum Jahr 2011 auf rund 800 erhöht. In regelmäßigen bundesweit durchgeführten Seminaren können sich Handwerker/innen, Architekt/innen, Planer/innen und Mitarbeiter/innen von Baufirmen ausführlich über das Sonnenhaus informieren. Die Seminare richten sich ebenso an Menschen, die auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Wohnkonzept für ihr Eigenheim sind.

Mehr Informationen Sonnenhaus-Institut e.V. und zu den Seminaren erhalten Sie auf der Internetseite www.sonnenhaus-institut.de 

Quelle: Sonnenhaus Institut e.V.

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