Artikel vom 19.08.2011, Druckdatum 26.11.2024 | |
Solar Millennium AG: Negatives Halbjahresergebnis und strategische Neuausrichtung Die Entscheidung der Solar Millennium AG (Erlangen) für die Variante Photovoltaik im kalifornischen Blythe in den USA hat Unternehmensangaben zufolge weitreichende Konsequenzen: Unter anderem soll die Kreditgarantie des US-amerikanischen Department of Energy für Blythe 1 und 2 nicht länger in Anspruch genommen werden. Mit der Veröffentlichung der Entscheidung zur strategischen Neuausrichtung gab das Unternehmen auch seine Halbjahreszahlen bekannt. Mit dieser Entscheidung reagiere das Management von Solar Millennium und Solar Trust of America auf die veränderten Marktbedingungen in den USA im Hinblick auf die derzeit wesentlich rentableren Aussichten für den Einsatz von Photovoltaik in Solarkraftwerken, die keinen Speicher benötigen, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung. „Der amerikanische Markt ist zurzeit eindeutig spitzenlastorientiert. Aufgrund des starken Verfalls der PV-Preise kamen wir mit dem kalifornischen Energieversorger darin überein, die Stromabnahmeverträge auf PV umzustellen“, kommentiert Dr. Christoph Wolff, Vorstandsvorsitzender der Solar Millennium AG. „Gleichzeitig hätten kurzfristige Preiserhöhungen bei Rohstoff- und Baupreisen unsere Eigenkapitalrendite und Risikovorsorge im CSP-Projekt Blythe für unseren Bauanteil auf marginale Werte reduziert. Vor diesem Hintergrund entschieden wir aus unternehmerischen Erwägungen vor wenigen Tagen, in den USA auf PV zu setzen. Diese Marktentwicklung vorwegnehmend hat sich unsere US-amerikanische Tochter bereits entsprechende Expertisen aufgebaut. Damit tragen wir dem spezifischen Bedürfnis des US-Marktes Rechnung.“ Die Entscheidung für die deutlich kostengünstigere Variante Photovoltaik bedeutet auch, dass Solar Millennium die Kraftwerke auf dem freien Kapitalmarkt finanzieren wird. Damit werde die Kreditgarantie des US-amerikanischen Department of Energy für Blythe 1 und 2 nicht länger in Anspruch genommen. Wolff fügt hinzu: „Die Entscheidung für den Einsatz von Photovoltaik in Blythe bedeutet keine Abkehr der Solar Millennium Gruppe von ihrer Kerntechnologie, den solarthermischen Kraftwerken. Nach unserer Auffassung gibt es im Markt für Solarkraftwerke eine Unterscheidung in grundlastfähige solarthermische Stromerzeugung oder Concentrated Solar Power und spitzenlastfähige Photovoltaik Während vor weniger als zwei Jahren solarthermische Kraftwerke den günstigeren Strom lieferten, hat sich das Verhältnis mit den stark fallenden PV-Modulpreisen insbesondere aus Asien in das Gegenteil verkehrt. Wegen der Grundlastfähigkeit von CSP messen viele Regionen auch weiterhin dieser Technologie eine hohe Bedeutung in ihrem Energiemix bei und stützen damit die Wachstumsaussichten der Solar Millennium Gruppe.“ Mit der Entscheidung setzt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die im Rahmen der letzten Hauptversammlung von Christoph Wolff beschriebene strategische Neuausrichtung fort. Dazu gehörten auch die Verbreiterung der technologischen Basis auf Solar-Turm und potenziell Fresnel-Technologie sowie die Fähigkeit, je nach Marktlage auch Photovoltaik und insbesondere Hybrid PV/CSP-Projekte als Entwickler und Dienstleister betreiben zu können. Mit dem Ausbau von kleineren und mittleren PV/CSP-Projekten und von Bau und Betriebsservice plant Solar Millennium die Verstetigung des Geschäftsmodells. Ergebnisse der ersten Geschäftsjahreshälfte Das Ergebnis der ersten Geschäftsjahreshälfte von Solar Millennium fiel „erwartungsgemäß“, so das Unternehmen, negativ aus, da die Finanzierungsabschlüsse für Blythe und Ibersol erst in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres eingeplant gewesen seien. Mit der Verlagerung des Finanzierungsabschlusses für Blythe in das nächste Geschäftsjahr sei zu erwarten, dass auch das Gesamtjahresergebnis 2010/11 negativ bleiben wird. Die Solar Millennium AG hat eigenen Angaben zufolge die erste Halbjahresperiode vom 01.11.2010 bis zum 30.04.2011 mit einer Betriebsleistung nach IFRS von 34,6 Millionen Euro gegenüber 43,0 Millionen Euro im Vorjahr und einem EBIT von -32,6 Millionen Euro im Vergleich zu -25,1 Millionen Euro abgeschlossen. Den wesentlichen Umsatzbeitrag zur Betriebsleistung lieferte demnach die plangemäße Fortführung des Baus von Andasol 3 in Spanien. Einen positiven Effekt auf die Betriebsleistung hätte außerdem die gestiegene Veränderung des Vorratsbestands in Höhe von 21,3 Millionen Euro (Vorjahr: 10,5 Millionen Euro) gehabt. Sie spiegele den weiteren Fortschritt der weltweiten Projekte wider, insbesondere in den zwei Hauptmärkten Spanien und USA, so das Unternehmen. In Spanien stehen Unternehmensangaben zufolge die beiden mit einem Speicher ausgestatteten Projekte Ibersol und Arenales mit einer Nennleistung von jeweils 50 MW im Fokus der Geschäftsaktivitäten. Während das Unternehmen derzeit mit Hochdruck am Finanzierungsabschluss des Ibersol-Projekts arbeite, habe die Finanzierung von Arenales kürzlich abgeschlossen werden können. Nach dem Einstieg der Deutsche Bank-Tochter RREEF Infrastructure in das Projekt Arenales und dem Abschluss einer Bankenfinanzierung Anfang August 2011 sei mit den ersten Baumaßnahmen im Rahmen eines Early Works Agreements bereits begonnen worden. Als Generalunternehmer habe Solar Millennium OHL Industrial als starken Partner gewinnen können. Insbesondere vor dem Hintergrund der veränderten Situation in den USA bleibe der Vorstand vorerst bei seiner Entscheidung, keine Guidance für das laufende Geschäftsjahr herauszugeben, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Sobald die konkreten Verträge zu Finanzierung und Bau der Solarkraftwerke in den USA abgeschlossen seien, beabsichtige der Vorstand Planzahlen für einen Zweijahreszeitraum vorzulegen. Mit den Entwicklungen der letzten Wochen und einigen Veränderungen im Management habe sich der Handlungsdruck deutlich erhöht, so das Unternehmen weiter. Vor diesem Hintergrund werde auch das bereits angekündigte Strategieprogramm vorgezogen. Der Vorstand erwarte, dass die Liquiditätslage mit dem Einstieg weiterer Investoren in die Solarkraftwerksprojekte Ibersol und Arenales sowie mit der Platzierung der Anleihe 8 und des Ibersol-Fonds stabil bleibe und durch einen Finanzierungsabschluss für den Standort Blythe abgesichert werde. Eine strukturelle Stärkung der Kapitalbasis erwarte der Vorstand aus dem Abschluss mit einem Finanzierungspartner. Im Zuge seiner Mittelfristplanung rechne der Vorstand mit einer deutlichen Steigerung von Betriebsleistung und Ergebnis durch die Umsetzung der anstehenden Projekte sowie den Effekt der strategischen Neuausrichtung, heißt es in der Pressemitteilung abschließend. Der vollständige Halbjahresbericht 2010/2011 steht auf der Website der Solar Millennium AG unter www.SolarMillennium.de in der Rubrik „Investoren – Download“ zum Herunterladen bereit. Quelle: Solar Millennium AG Alle Angaben ohne Gewähr |