Artikel vom 16.08.2006, Druckdatum 29.03.2024

Sonnenstrom rechnet sich immer mehr

Erst vor wenigen Wochen war Sonnenstrom bereits günstiger als konventioneller Strom Bald könnte er sich dauerhaft als die preiswertere Alternative erweisen. Laut einer dpa-Umfrage planen zahlreiche Stromversorger die Preise für Strom zum Jahreswechsel zu erhöhen. Vereinzelt ist von einer Größenordnung von zwei Cent je Kilowattstunde (kWh) die Rede. Zusätzlich müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher auch die höhere Mehrwertsteuer einkalkulieren.

In Thüringen wird es Anfang 2007 eine neue Preisrunde geben. Im Durchschnitt geht es dem Wirtschaftsministerium zufolge um zwei Cent pro kWh. Im Mainzer Wirtschaftsministerium haben bisher 2 von 65 in Frage kommenden Energieversorgern Anträge auf Erhöhungen um 1,2 Cent beziehungsweise 2,1 Cent pro Kilowattstunde gestellt. Weitere Anträge würden erwartet, sagte ein Ministeriumssprecher.

Dem bayerischen Wirtschaftsministerium liegt ein Antrag von E.ON Bayern vor. Anträge laufen auch beim Umweltministerium in Hannover ein. Details nannte die Behörde nicht. Das Bremer Unternehmen swb will eine Erhöhung zwischen fünf und neun Prozent bezogen auf den aktuellen Bruttopreis, zusätzlich zur Mehrwertsteuererhöhung.

Im nordrhein-westfälischen Energieministerium sind bislang "fünf bis zehn" Anträge, bei insgesamt 132 Versorgern im Land eingegangen. Ein Sprecher sagte, er rechne mit weiteren Anträgen in den nächsten Tagen. RWE hat bereits eine Erhöhung beantragt. Angaben zur Größenordnung seien nicht möglich, sagte ein RWE Energy-Sprecher in Dortmund mit Verweis auf die BNA-Entscheidung.

In Schleswig-Holstein möchte E.ON den Preis erhöhen. Aber Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) hält die vorgebrachten Argumente - höhere Mehrwertsteuer, Brennstoff- und Beschaffungskosten - für nicht stichhaltig und will vorerst keine Genehmigung erteilen.

Der sächsische Wirtschaftsminister, Thomas Jurk (SPD), will nicht nur die Kosten, sondern auch die Gewinne der Unternehmen berücksichtigen. In Sachsen haben 11 der 39 Stromversorger Erhöhungen zwischen 1 bis 3,3 Cent pro kWh beantragt, teilte das Wirtschaftsministeriums mit. Auch der große regionale Energiedienstleister enviaM will die Strompreise erhöhen, bestätigte Pressesprecher Stefan Buscher. Über die Höhe könne noch nichts gesagt werden.

Wie viele der insgesamt rund 50 Stromversorger in Hessen ihre Preise anheben wollen, ist noch unbekannt. Die Energieversorger Entega und E.ON Mitte haben das bereits angekündigt, aber keine Einzelheiten genannt. E.ON Mitte hat nach eigenen Angaben 750.000 Kunden, außer in Hessen auch in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Die Frankfurter Mainova will die Mehrwertsteuer an die Verbraucher weiterreichen, hat aber keine Preiserhöhung beantragt. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegen den Ministerien bisher keine Anträge vor.

Die Mannheimer MVV will die Preise erhöhen, hat aber noch keine Einzelheiten genannt. EnBW hat keine derartigen Absichten, der Energieversorger hat zuletzt zum Juli 2006 den Grundtarif angehoben.

Preismindernd wird sich voraussichtlich auf längere Sicht eine Entscheidung der Bundesnetzagentur (BNA) auswirken. Die Behörde verpflichtete Vattenfall, EnBW, und RWE bereits, die Netzgebühren um Werte zwischen 8 und 18 Prozent zu senken. Eine Entscheidung zum vierten großen Betreiber E.ON werde voraussichtlich noch in diesem Monat erfolgen, sagte eine BNA-Sprecherin am Dienstag. Dabei geht es um die Durchleitungsentgelte für Überlandleitungen. Größere Bedeutung wird ausstehenden Entscheidungen für regionale Weiterverteiler beigemessen, sie sollen „schrittweise“ erfolgen. Insgesamt hat die Behörde die Netzgebühren von rund 250 größeren Stromversorgern bundesweit zu prüfen. Die Netzentgelte machen knapp ein Drittel des Strompreises für den Verbraucher aus.

Vattenfall Europe, das in Berlin und Hamburg rund drei Millionen Privathaushalte mit Strom versorgt, hat Erhöhungen bis Mitte 2007 ausgeschlossen. Nach Auskunft von Vattenfall Europe Hamburg können Stromkunden in der Hansestadt sogar auf sinkende Preise hoffen. Eine mögliche Senkung der Netzentgelte nach der BNA-Entscheidung wolle man weitergeben. Trotz Mehrwertsteuererhöhung werde so voraussichtlich eine leichte Senkung übrig bleiben. 

Quelle: dpa, verivox
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