Artikel vom 24.02.2012, Druckdatum 19.05.2024

Energiewende gelingt nur mit mehr Solarstrom

450 Beschäftigte des Neckarsulmer Wechselrichterherstellers KACO new energy haben in einem symbolischen Trauermarsch die Energiewende zu Grabe getragen. Sie protestierten auf diese Weise gegen die radikalen Kürzungsvorschläge bei der Photovoltaik Förderung. Der Ansicht der beiden Bundesminister, die Energiewende sei damit auf einem guten Weg, widersprach Andreas Schlumberger, Unternehmenssprecher von KACO new energy: „Die Photovoltaik ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Die jetzige Einigung schafft allerdings alles andere als die stabilen Rahmenbedingungen.“

Am Donnerstag, den 23. Februar 2012 versammelten sich auch die KACO new energy Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor der Firmenzentrale und forderten auf Plakaten den Bundeswirtschaftsminister auf, die Energiewende nicht zu gefährden. Nur mit einem kraftvollen weiteren Ausbau der Solarenergie werde diese gelingen. Rösler und Röttgen indes bezeichnen die Energiewende auf einem guten Weg.

Dazu sagt Andreas Schlumberger, Unternehmenssprecher von KACO new energy: „Wir widersprechen dieser Ansicht. Die Photovoltaik ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Die jetzige Einigung schafft allerdings alles andere als die stabilen Rahmenbedingungen, wie es uns die Minister Glauben machen wollen. Nachdem schon im vergangenen Jahr die ersten großen Solarunternehmen in die Insolvenz gegangen sind, bedrohen die erneuten Kürzungen stattdessen weitere tausende Arbeitsplätze akut.“

An der Solarbranche hängen inzwischen weit über 100.000 Arbeitsplätze. In den vergangenen Jahren musste die Solarwirtschaft bereits deutliche Einschnitte verkraften. So wurde die Förderung für neue Solarstromanlagen allein seit 2008 bereits halbiert und sinkt nach dem derzeit gültigen Erneuerbaren-Energien-Gesetz jährlich um bis zu 24 Prozent.

In der Kritik stehen dennoch vor allem die Kosten für die Photovoltaik Anlagen, die bis heute installiert wurden. Doch Energieexperten haben in den vergangenen Wochen wiederholt darauf hingewiesen, dass die zukünftig installierten Anlagen kaum noch Kosten verursachen. Die volkswirtschaftlichen Vorteile werden in der Diskussion dagegen ausgeblendet. So senkt Solarstrom nachweislich den Strompreis an der Leipziger Börse – ein Vorteil, der jedoch nicht an die Endverbraucher weitergegeben wird.

Die Eckpunkte der geplanten Änderung im Überblick

• Neue Vergütungsklassen: 0 - 10 kWp / 10 - 1.000 kWp / 1.000 kWp - 10 MWp
• Neue Vergütungssätze für diese Klassen gültig ab 9. März 2012: 19,5 ct / 16,5 ct / 13,5 ct
• Ab 1. Mai 2012 feste monatliche Vergütungsabsenkungen (fortlaufend auch über 2012 hinaus): 0,15 ct/kWh monatlich für alle Anlagensegmente gleich. Somit keine automatischen marktabhängigen Korrekturen mehr
• Mögliche weitere Anpassungen der Fördersätze/Korrekturmöglichkeiten: Eine sogenannte Verordnungsermächtigung soll Anpassungen der monatlichen Abschläge oder der Höhe der Vergütung nach oben oder unten ermöglichen, wenn der bisherige Korridor (2,5 - 3,5 GW) über- oder unterschritten wird. Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium sollen eine solche Verordnung ohne Beteiligung des Bundestages kurzfristig erlassen können.
• Absenkung des Zubaukorridors nach 2013: Der heutige jährliche Zubau-Korridor (2,5 – 3,5 GW) soll nur noch für 2012 und 2013 bestehen, danach soll er gesetzlich festgeschrieben um jährlich 400 MW heruntergesetzt werden.
• „Marktintegrationsmodell“/Volllaststundenbegrenzung: Es werden für die genannten Vergütungsklassen jeweils nur noch 85 Prozent / 90 Prozent / 90 Prozent der erzeugten Kilowattstunden vergütet. Die Regelung soll ab 1. Januar 2013 für alle Anlagen gelten, die nach dem 9. März 2012 in Betrieb gehen.
• Keine Vergütung mehr für eigenverbrauchten Solarstrom
• „Marktintegrationsmodell“: Strom kann weiter selbst verbraucht werden, alles was über die 85 Prozent bzw. 90 Prozent durch Einspeisevergütung gesicherten Ertragsgrenzen der PV-Anlagen dann noch hinaus erzeugt wird, kann optional: a) an Dritte verkauft werden (Direktvermarktung), oder b) zu einem durchschnittlichen „Marktwert Solar“, also dem durchschnittlichen Marktpreis an der Strombörse vergütet werden (Details hierzu noch unklar). 

Quelle: KACO new energy GmbH
                                                                 News_V2