Artikel vom 19.04.2012, Druckdatum 22.11.2024 | |
Solarindustrie: „Das Rennen ist noch nicht gelaufen“ „Das Rennen der Solarfirmen ist noch nicht gelaufen. Es fängt gerade erst an“ - das war der Tenor des Pressegesprächs zum Thema „Forschung als Chance für die Solarwirtschaft“, das anlässlich der „4. Photovoltaics Thin Film Week“ in Berlin-Adlershof stattfand. „Die Solarindustrie hat bislang noch zu wenig genutzt, dass sie gemeinsam viel stärker sein kann“, sagte etwa Dr. Rutger Schlatmann, Direktor des Kompetenz Zentrums Dünnschicht und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin (PVcomB). Er findet, man solle in Deutschland stolzer auf das sein, was man in der Photovoltaik Branche bereits erreicht hat. Auf dem Podium saßen neben Dr. Rutger Schlatmann, Direktor des Kompetenz Zentrums Dünnschicht und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin (PVcomB) Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender des Wissensdienstleisters Solarpraxis AG, und Prof. Dr. Christian-Herbert Fischer, der als Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) eine Industriekooperation leitet. Die Experten waren sich einig, dass die Solarwirtschaft nicht völlig aus Europa in Richtung Asien verschwinden wird. „Die Solarbranche ist sehr kapital- und know-how-intensiv. Die Fertigung wird deshalb in Zukunft dort stattfinden, wo investiert wird, wo Forschung stattfindet und wo der rechtliche Rahmen stimmt“, begründete Karl-Heinz Remmers seine Einschätzung. Auch Rutger Schlatmann ist sich sicher, dass es in Zukunft nicht auf eine komplette Billigproduktion in China hinauslaufen wird. „Die Lohnkosten sind nicht der größte Posten in der Solarindustrie. Weitere Fortschritte werden in erster Linie durch eine Weiterentwicklung der Technologien erzielt.“ Das Problem in Deutschland liegt laut Remmers in der fehlenden Industrieförderung. „Die Absatzförderung mit Hilfe der Einspeisevergütung war und ist richtig, jetzt muss aber eine Industrieförderung folgen. In China steht hierfür ein größerer Wille dahinter. Man will dort weg vom T-Shirt-Nähen hin zu einer Hightech-Produktion. Dafür wird viel Geld investiert, zum Beispiel durch Gewährung von zinslosen Krediten für Firmen. Dieser Wille fehlt in Deutschland“, so Remmers. Vor dem Hintergrund der jüngst verkündeten Entscheidung des amerikanischen Unternehmens First Solars, seinen Standort in Deutschland aufzugeben, sei es wichtig, weiterhin positiv in die Zukunft zu blicken, erklärte Karl-Heinz Remmers nach dem Pressegespräch. „Grund für First Solar sich aus Deutschland zurückzuziehen ist nicht, dass die Cadmiumtellurid-Technik (CdTe-Technik) oder die Dünnschicht Photovoltaik an sich nicht marktfähig wären. Es handelt sich hierbei um eine drastische unternehmerische Einzelentscheidung, die der Gewinnmaximierung dient.“ Christian-Herbert Fischer stellte das patentierte umweltfreundliche Ion Layer Gas Reaction-Verfahren (ILGAR) vor, mit dem sein Forschungsteam einen Wirkungsgrad Weltrekord hält. Es sei häufig schwierig, Unternehmen davon zu überzeugen, neue Technologien auch wirklich einzusetzen. „Sie aus dem Labor kommend produktionsreif zu machen, kostet immer noch Geld und damit auch Mut, dieses zu investieren.“ Genau für diesen Fall betont Rutger Schlatmann die Bedeutung des PVcomB, einer Einrichtung, in der Industriepartner und öffentlich finanzierte Forschung eng kooperieren. Andere kostengetriebene Industrien wie die Autoindustrie haben es vorgemacht, sagt Schlatmann. Dinge, die für alle gleichermaßen ein Problem waren, habe man gemeinsam entwickelt. Erst als es darum ging, spezielle Technologien und Produkte auszudifferenzieren, hat man sich wieder getrennt. „Die Solarindustrie hat bislang noch zu wenig genutzt, dass sie gemeinsam viel stärker sein kann.“ Forschungsverbünde, wie sie in der Automobilindustrie eingesetzt werden, könnten deshalb auch für die deutsche Solarbranche eine Lösung sein, „um gemeinsam besser und damit stärker zu werden“, erklärte Rutger Schlatmann. „Man sollte in Deutschland stolzer auf das sein, was man in der PV-Branche bereits erreicht hat“, fügt Schlatmann hinzu. Zum Beispiel betrug 2009 der Wirkungsgrad für am Markt erhältliche Module sechs bis sieben Prozent. Bis 2011 konnte dieser auf 12,5 Prozent gesteigert werden. Und mittlerweile werden rund 25 Gigawatt in Deutschland durch Sonnenstrom produziert. Die Vorteile der Dünnschicht Photovoltaik gegenüber der kristallinen Photovoltaik sehen die Beteiligten im intelligenten Design, das auf die Anwendungen angepasst werden kann sowie in dem geringen Leistungsabfall bei Verschattung und hohen Temperaturen. Dies mache die Dünnschicht-Technologie besonders für die Zukunftsmärkte im Nahen Osten interessant. Als weiterer Vorteil wurde die Möglichkeit zur großflächigen Produktion genannt. Die „Photovoltaics Thin-Film Week“ ist die weltweit größte Dünnschichtkonferenz. Zahlreiche Industrievertreter der Branche und führende Solarzellen Forscher kommen vom 16. bis 19. April in Berlin zusammen. Eine ganze Woche lang diskutieren sie auf der 4. Photovoltaics Thin Film Week die Herausforderungen, die sich derzeit sowohl für die Grundlagenforschung als auch die industrielle Entwicklung ergeben. Weitere Informationen: www.helmholtz-berlin.de/... Im Rahmen der „4. Photovoltaics Thin Film Week“ findet am 19. und 20. April in Berlin-Adlershof das Thin-Film Industry Forum 2012 der Solarpraxis AG statt. Weitere Informationen: www.solarpraxis.de Quelle: Solarpraxis AG |