Artikel vom 13.09.2006, Druckdatum 22.11.2024

Klimawandel konkret

Die Region um den Bodensee gilt als Europas größter Trinkwasserspeicher. Umweltexperten zufolge ist sie von den Folgen des Klimawandels überdurchschnittlich betroffen. In den kommenden 50 Jahren wird dort ein Anstieg der mittleren Jahresluft-Temperatur um 1,7 Grad Celsius erwartet. Mit entsprechenden Folgen für das gesamte Ökosystem. Am Beispiel Bodensee zeigt sich im Kleinen, was uns erwartet.

Bereits heute seien die Veränderungen im Ökosystem deutlich sichtbar, so die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW), Margareta Barth. Im Bodensee haben sich beispielsweise neue Tierarten wie Muscheln, Krebse und Süßwasserquallen angesiedelt.

Aber die steigenden Temperaturen bedrohen auch den See selbst. So können sich in milderen Wintern mit weniger Frosttagen die Wassermassen nicht mehr so gut durchmischen. Dadurch wird die Versorgung mit Sauerstoff eingeschränkt.

Auch die Wasserstände schwanken stark. Experten erwarten, dass hohe Wasserstände häufiger werden. das wiederum begünstigt Schnaken, Entenflöhe und am Ufer laichende Fische. In Jahren mit Niedrigwasser hingegen breitet sich Schilf aus.

Weitere Indizien für den Temperaturanstieg: An Land finden sich zunehmend exotische Baumarten wie der ostasiatische Sommerflieder. Barth: „Auf den ersten Blick ist das eine Bereicherung der ökologischen Vielfalt. Letztlich bedrohen die neuen Arten aber das Gleichgewicht der Umwelt.“ Den neuen Tieren und Pflanzen fehlten natürliche Feinde. So könnten sie sich massenhaft vermehren und ansässige Arten verdrängen.

Heimischen Pflanzen hingegen mache die Wärme zu schaffen. Zum Beispiel leiden darunter auch einige Weinsorten. Die Landwirtschaft stehe wegen der wärmeren Sommer zunehmend unter Anpassungsdruck. Vor allem Obstbauern müssten auf Sorten umzustellen, die gegen Trockenheit gefeit sind und besser mit mehr Schädlingen klar kommen. Das Risiko von Ernteschäden werde zunehmen, sagte LUBW-Präsidentin Barth.

Bei den Tieren falle auf, dass einige Vögel ihr Zugverhalten anpassten und neuerdings in der Region überwinterten, sagte Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell. Jedoch biete die Entwicklung auch Chancen, zum Beispiel im Tourismusbereich. Laut LUBW steigt die Zahl der Sommertage, an denen es wärmer als 25 Grad Celsius wird. In Überlingen etwa gibt es derzeit durchschnittlich 32 dieser warmen Sommertage. 2050 könnten es bereits 54 sein.

Quelle: 3sat nano
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