Artikel vom 11.07.2012, Druckdatum 29.03.2024

centrotherm photovoltaics AG beantragt Insolvenz-Verfahren in Eigenverwaltung

Die centrotherm photovoltaics AG (Blaubeuren) hat am 10. Juli 2012 beim zuständigen Amtsgericht Ulm Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens (gemäß ESUG bzw. § 270b InsO.) und in Zusammenhang damit Eröffnung eines Insolvenz-Verfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Mit Hilfe dieser Verfahren soll der eingeschlagene Sanierungskurs konsequent fortgesetzt werden. Der Antrag schließt die Tochtergesellschaften centrotherm thermal solutions GmbH & Co. KG und die centrotherm SiTec GmbH ein.

Die Aktivitäten der Gesellschaften centrotherm management services GmbH & Co. KG und centrotherm cell & module GmbH sollen im Zuge der Sanierung voraussichtlich in der AG gebündelt werden. Alle anderen in- und ausländischen Tochtergesellschaften arbeiten weiter wie bisher und nehmen nicht am Schutzschirmverfahren teil, so das Unternehmen in der entsprechenden Pressemitteilung.

Das erst durch das am 1. März 2012 in Kraft getretene Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) geschaffene Instrument des Schutzschirmverfahrens ermöglicht es, Unternehmen auf Basis eines abgestimmten Sanierungs- und Zukunftskonzepts in Eigenverwaltung zu restrukturieren. Während der auf drei Monate befristeten Phase des „Schutzschirms“ ist das Unternehmen vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger weitgehend geschützt und bleibt voll handlungsfähig.

Nach Überzeugung von Vorstand und Aufsichtsrat der centrotherm photovoltaics AG ist dieser Schritt in der gegenwärtig schwierigen Lage der Gesellschaft die beste Option, um die eingeleitete Sanierung der Gruppe im Interesse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Aktionärinnen und Aktionären sowie Gläubigern erfolgreich abzuschließen und so den Fortbestand zu sichern.

Unterstützend hat der Aufsichtsrat der centrotherm photovoltaics AG auch mit Wirkung zum 10.07.12 den Sanierungsexperten Tobias Hoefer in den Vorstand berufen. Der Rechts- und Fachanwalt für Insolvenzrecht Tobias Hoefer ist auf komplexe Sanierungen von Konzernen spezialisiert. Zu seinen bekanntesten Sanierungen zählen die international tätigen Konzerne AKsys und Robert Sihn (Automobilzulieferer) sowie ATS (Felgenhersteller) und NDT Systems & Services (Ultraschallprüfsysteme).

„Ich verstehe meine neue Aufgabe vor dem Hintergrund des Schutzschirmverfahrens als Moderator der Interessen aller Verfahrensbeteiligter. Denn es muss das gemeinsame Ziel aller sein, das Unternehmen centrotherm trotz des gravierenden Markteinbruchs zu erhalten und in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Wenn das gelingt, profitieren alle davon. Das Schutzschirmverfahren bietet die besten Chancen dazu und ich denke, dass meine mehr als 15jährige Erfahrung als Unternehmenssanierer wie als Insolvenzverwalter bei dem dafür notwendigen Ausgleich der Interessen von Nutzen sein kann“, unterstreicht Tobias Hoefer.

Der Geschäftsbetrieb bei der centrotherm photovoltaics AG und den übrigen Gesellschaften der Gruppe läuft Unternehmensangaben zufolge derzeit unverändert weiter. „Unsere Kunden erhalten wie gewohnt Engineering sowie Dienstleistungen, Technologie und Produkte in erstklassiger Qualität von centrotherm“, betont Vorstandssprecher Robert M. Hartung.

„Der Schutzschirm nach dem ESUG schafft den notwendigen Spielraum, um ein im Interesse aller Verfahrensbeteiligten liegendes ausgewogenes und nachhaltiges Zukunftskonzept zu realisieren. Gleichzeitig bleibt die centrotherm photovoltaics AG selbst handlungsfähig. Da wir weiterhin zahlungsfähig sind, können wir sowohl Kundenaufträge planmäßig abarbeiten, wie auch unsere Lieferanten bezahlen“, so Robert M. Hartung. Allerdings dürfen Verbindlichkeiten, die vor der Antragstellung begründet wurden, während des Schutzschirmverfahrens nicht beglichen werden. Sie sollen jedoch im Rahmen des mit den Gläubigern abgestimmten Sanierungskonzepts bestmöglich befriedigt werden.

Die Konzentration auf die technologischen Stärken und Kerngeschäftsfelder, wie den Maschinenbau für den Energie- und High-Tech-Industriebereich sind dabei die Grundpfeiler des Zukunftskonzepts, das in den nächsten Wochen noch weiter ausgearbeitet werden soll. „Bei thermischem Equipment und den damit verbundenen Technologien waren und sind wir Weltmarktführer. In diese Kompetenz müssen und werden wir weiter investieren, um unseren Technologie- und Wettbewerbsvorsprung zu halten“, macht Robert M. Hartung deutlich.

centrotherm könne mit seinen Produkten Technologie- und Effizienzmotor der globalen Energiewende sein und die sogenannte Grid Parity verwirklichen, nämlich Strom aus Photovoltaik gegenüber konventionellen Energieträgern wettbewerbsfähig zu machen. Gerade in neuen Märkten wie der MENA Region (Mittlerer Osten und Nordafrika) verzeichne centrotherm photovoltaics daher eine hohe Nachfrage. Dies eröffne große Potenziale für die Zukunft. Im Unterschied zur bisherigen Vorgehensweise werde man bei der Erschließung dieser Potenziale allerdings bei Großprojekten nur noch als Technologiepartner Expertise und Produkte einfließen lassen, um damit Risiken zu begrenzen, so Robert M. Hartung.

Angesichts des konjunkturellen Einbruchs der Solarindustrie in den vergangenen Monaten und der daraus folgenden Auftrags- und Umsatzrückgänge sind jedoch weitere Kapazitätsanpassungen und Kostensenkungen erforderlich. „Wir brauchen weitere Strukturanpassungen, um den Bestand unseres Unternehmens für die Zukunft zu sichern. Damit erhalten wir die Wettbewerbsfähigkeit von centrotherm in einer schwierigen Marktsituation“, betont Restrukturierungsvorstand Jan von Schuckmann. „Parallel werden wir weiterhin in Forschung & Entwicklung investieren und unsere außergewöhnliche Marktposition ausbauen.“ 

Quelle: centrotherm photovoltaics AG
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