Artikel vom 21.08.2012, Druckdatum 22.11.2024

Erneut Saharastaub über Deutschland

Spätestens seit Sonntagmittag sind die heißen Luftmassen aus Nordafrika auch bis nach Nord- und Ostdeutschland vorgedrungen. Mit dabei wieder einmal große Mengen Saharastaub. Diese Mineralstaubteilchen sind zwar winzig, haben aber große Auswirkungen auf die Erde: Unter anderem beeinflussen sie die Strahlungseigenschaften der Sonne und damit natürlich auch den Ertrag von Photovoltaik Anlagen.

Der Laser des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (IfT) registriert momentan starke Staubkonzentrationen in Höhen zwischen 1.000 und 7.000 Metern über Leipzig. Die ungewöhnliche Staubmenge ist nach Angaben des Leibniz-Instituts für Geübte sogar mit bloßem Auge zu sehen.

„Dass der Himmel statt richtig blau etwas milchig wirkt liegt an dem Saharastaub, der das Licht streut“, erklärt Dr. Holger Baars vom IfT, der die Lasermessungen betreut. Das sieht man besonders gut während des Sonnenauf- und untergangs. Dann erscheint die Sonne teilweise fast weiß. Die größten Staubkonzentrationen findet man in einer Höhe vom zirka drei bis vier Kilometern. Ein Teil des Staubs wird aber auch bis zum Boden herunter gemischt.

Pro Jahr gelangen etwa fünf Milliarden Tonnen Wüstenstaubteilchen oder Aerosolpartikel in die Atmosphäre. Diese Mineralstaubteilchen sind zwar winzig, haben aber große Auswirkungen auf die Erde. Denn sie beeinflussen die Strahlungseigenschaften, den Wasserkreislauf und die Chemie der Atmosphäre. Sie können zudem Bakterien transportieren, die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit genauso negativ beeinflussen wie das Transportwesen oder die Solarstromerzeugung. Oder als Mineraldünger für fruchtbares Land sorgen. Durch zunehmende Wüstenausbreitung in den Trockengebieten wird damit gerechnet, dass die Menge und die Wirkung des Mineralstaubes künftig noch weiter wachsen wird. 

Bei Untersuchungen zu Aerosolen, Wolken und deren Auswirkungen auf das Klimasystem der Erde nimmt Leipzig inzwischen weltweit eine herausragende Stellung ein. Dabei spielen mineralische Partikel wie etwa Saharastaub oder Vulkanasche eine besondere Rolle: Sie machen über die Hälfte der Aerosolmasse in der Troposphäre aus und unterliegen starken Schwankungen durch Wüstenbildung oder Vulkanausbrüchen. Auf ihrer Oberfläche spielen sich komplexe chemische und physikalische Prozesse ab, die die Wolken- und Niederschlagsbildung beeinflussen. 

Bereits 2006 in Marokko und 2008 auf den Kapverden führten die Leipziger Forscher/innen zusammen mit deutschen und internationalen Partnern große Feldkampagnen zur Erforschung dieser Prozesse durch. Die DFG-Forschergruppe SAMUM (Saharan Mineral Dust Experiment) war eines der größten Feldexperimente dieser Art weltweit und legte den Grundstein für eine Reihe weiterer erfolgreicher Kooperationen. Im Juli haben die Universität Leipzig und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) mit der Leibniz-Graduiertenschule „Aerosole, Wolken, Strahlung: Mineralstaub“ eine gemeinsame Doktorandenausbildung gestartet. 

Quelle: Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT)
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