Artikel vom 28.08.2012, Druckdatum 22.11.2024 | |
Studie: Ausbau der Erneuerbaren Energien wird befürwortet Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet den Ausbau der Erneuerbaren Energien – so die bundesweit repräsentative Studie zum Naturbewusstsein 2011, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) heute vorgestellt hat. Es zeichnet sich eine klare Präferenz für bestimmte Formen der Energiegewinnung ab: Insbesondere der Ausbau von Windkraftanlagen im Meer und an Land sowie von Photovoltaik Anlagen außerhalb von Siedlungen findet große Zustimmung. Gefragt vor dem Hintergrund, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien zu Veränderungen im Landschaftsbild führen wird, findet insbesondere der Ausbau von Windkraftanlagen im Meer (87 Prozent) und an Land (79 Prozent) sowie von Photovoltaik Anlagen außerhalb von Siedlungen (77 Prozent) die Akzeptanz der Bevölkerung. Deutlich weniger beliebt wäre hingegen eine Zunahme von Hochspannungsleitungen, nur 42 Prozent würden dies akzeptieren. Die Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser sagte hierzu: „Es ist sehr erfreulich, dass das gesellschaftlich so wichtige Thema `Energiewende´ einen starken Rückhalt in der Bevölkerung erfährt. Zur deutschlandweit flächendeckenden Nutzung regenerativer Energien ist ein weiterer Ausbau des Leitungsnetzes jedoch notwendig: Die Politik wie auch Bürgerinnen und Bürger müssen hier gemeinsam nach Wegen suchen und sich in ihren Interessen gegenseitig ernst nehmen, um die notwendigen Anpassungen auf regionaler und lokaler Ebene auf angemessene Weise zeitnah durchführen zu können“. Aber nicht nur der Wandel des Energiesystems trifft in der Bevölkerung auf Zustimmung. Auch das Interesse an einer natur- und umweltschonenderen Lebensweise und die Bereitschaft, sich persönlich für die Erhaltung der Natur einzusetzen, sind stark ausgeprägt: 96 Prozent der Befragten sehen den Schutz der Natur als eine Pflicht des Menschen an. 18 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich jetzt schon aktiv für den Schutz der Natur einsetzen, mit kleineren Aktivitäten im privaten Bereich, wie der Pflege von Teichen und Hecken oder dem Aufhängen von Nistkästen. Weiter gefasstes, öffentlicheres Engagement ist bisher geringer vertreten, allerdings zeigt die Umfrage hier großes Interesse und Potenzial: 61 Prozent können sich vorstellen, an einem zeitlich befristeten Projekt zum Schutz der Natur aktiv mitzuarbeiten und 56 Prozent Naturerlebnisaktionen für Kinder und Jugendliche durchzuführen. Informationen darüber, wie man das eigene Konsumverhalten natur- und umweltverträglicher gestalten kann, sind sehr begehrt. Gut die Hälfte bis zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie sich für entsprechende Informationen interessieren, beispielsweise zu Herkunft und Produktion von Gemüse, Obst und Fleischprodukten oder zur Naturverträglichkeit von Textilien. Grundsätzlich findet bei den Deutschen eine große Bandbreite von Argumenten für den Schutz der Natur Anklang. Eine besonders ausgeprägte Zustimmung zeigt sich vor allem bei Argumenten der Gerechtigkeit, zum Beispiel dem Recht zukünftiger Generationen auf eine intakte Natur, oder Argumenten des Glücks, die den emotionalen Zugang zur Natur im Blick haben und ihren Schutz beispielsweise mit ihrer Schönheit begründen. Auffällig ist, dass die uneingeschränkte Zustimmung zu Argumenten, die den Schutz der Natur mit ihrem wirtschaftlichen Nutzen begründen, in der Bevölkerung weniger stark ausgeprägt ist. „Hier sehe ich Handlungsbedarf bei den Akteurinnen und Akteuren des Naturschutzes, sich vermehrt auf das zu besinnen, was bei der Bevölkerung, bewusst oder oft auch nur unbewusst, die stärksten Antriebe für den Schutz der Natur darstellt: Naturschutz bedeutet, jenseits aller ökologischen und ökonomischen `Grabenkämpfe´, einen Teil unseres persönlichen Lebensglückes zu erhalten und dieses Lebensglück auch zukünftigen Generationen zu ermöglichen, weil sie ein Recht darauf haben“, so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. Dass Natur eine Herzensangelegenheit der Deutschen ist, zeigt sich ebenfalls an folgenden Zahlen: Für 93 Prozent gehört Natur zu einem guten Leben dazu und für ebenso viele bedeutet Natur Gesundheit und Erholung. 86 Prozent der Befragten geben an, dass es sie glücklich macht, in der Natur zu sein. Bei so viel Liebe zur Natur ist es nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl von Maßnahmen zu ihrem Schutz auf hohe Resonanz in der Bevölkerung trifft: 88 Prozent der Deutschen halten es beispielsweise für wichtig, dass strengere Vorschriften erlassen werden, um die Überfischung der Meere zu verhindern, und 82 Prozent sind der Meinung, dass Subventionen nur an Landwirte gezahlt werden sollten, wenn diese einen aktiven Beitrag zum Naturschutz leisten. Handlungsbedarf besteht noch im Themenfeld „Biologische Vielfalt“. Die 2007 von der Bundesregierung verabschiedete Strategie zum Schutz der biologischen Vielfalt formuliert das Ziel, dass bis zum Jahr 2015 ein Bevölkerungsanteil von 75 Prozent über ausreichendes Wissen sowie eine entsprechende Einstellung und Handlungsbereitschaft zum Schutz der biologischen Vielfalt verfügt. Derzeit erfüllen nur 23 Prozent der Befragten die gestellten Anforderungen, so dass deutliche Anstrengungen in den Bereichen Bildungsarbeit, Naturschutzkommunikation und Bewusstseinsbildung notwendig sind. Die Studie wurde im Auftrag von BMU und BfN vom ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung, Hannover, erstellt. Hierbei wurden deutschlandweit über 2.000 Angehörige aller gesellschaftlichen Gruppen ab einem Alter von 18 Jahren über ihre persönlichen Einstellungen und ihren Wissensstand zu Natur, Naturschutz und biologischer Vielfalt befragt. Sie ist unter der Internetadresse www.bfn.de/naturbewusstsein.html abrufbar. Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN) |