Artikel vom 14.09.2012, Druckdatum 22.11.2024

Fairer Wettbewerb gefordert – hitzige Debatte über das Wie

Die dritte Auflage der Veranstaltungsreihe „Photovoltaik (PV) trifft Maschinen- und Anlagenbau“ am 11. und 12. September 2012 in Leipzig zeigte sehr deutlich, vor welch großen Herausforderungen die Photovoltaik Branche und der Maschinen- und Anlagenbau für die Photovoltaik Produktion stehen. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchten gemeinsam Wege aus der Krise und diskutierten die derzeitigen Marktturbulenzen, einen fairen internationalen Wettbewerb, die neuesten Trends und die daraus resultierenden Aufgaben.

Von weiteren Überkapazitäten und dem damit zusammenhängenden fortschreitenden Preisverfall bei Solarprodukten, unsicheren Entwicklungen der Installationsmärkte sowie der zunehmenden asiatischen Konkurrenz sind sowohl die Region Mitteldeutschland als führender europäischer Produktionsstandort für Photovoltaikzellen und -module als auch die Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Photovoltaik Produktion in ganz Deutschland betroffen.

Es sind daher neue Strategien gefragt, um sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. „Wir brauchen ganz klar eine engere Zusammenarbeit zwischen den Maschinenbauern untereinander sowie zwischen den Maschinenbauern und den Photovoltaik Herstellern“, betonte Dr. Peter Fath, Technologievorstand der centrotherm photovoltaics AG aus Blaubeuren und Vorstandsvorsitzender VDMA-Photovoltaik-Produktionsmittel. Nur wenn die Innovationsgeschwindigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf hohem Niveau beibehalten werde und damit einhergehend Kosten reduziert werden, könnten die deutschen Unternehmen künftig mit den Wettbewerbern Schritt halten. Fath zufolge könne dies beispielsweise durch gemeinsame Vertriebsstrukturen und Einkaufsprozesse sowie konsequente Entwicklungssynergien gelingen.

Dr. Hubert Aulich, Vorstand der PV Crystalox Solar plc und Vorstandsvorsitzender von SolarInput und Solarvalley Mitteldeutschland, ist ebenfalls dieser Auffassung. „Kooperationen sind bei der Weiterentwicklung von Innovationen in der High-Tech-Branche Photovoltaik ein zentraler Faktor. Sie verschaffen heimischen Photovoltaik Unternehmen, der Zulieferindustrie sowie Forschungseinrichtungen einen enormen Marktvorsprung und langfristige Wachstumsperspektiven.“

Eine weitere Antwort auf den enormen Preis- und Kostendruck sind neue Geschäftsmodelle im Bereich intelligenter Systeme. „Als Systemintegrator lassen sich die Handlungsfelder erweitern und damit durch die Erschließung neuer Nachfragemärkte die Marktchancen erhöhen“, erklärte Jana Liebe, Geschäftsführerin von SolarInput. Unternehmen der Photovoltaik Branche müssten ihr Blickfeld erweitern, künftig neben einzelnen Modulen und Komponenten auch komplette Systeme bis hin zu Energiespeichern anbieten sowie neue Kundengruppen erschließen, beispielsweise Eigenheimbesitzer/innen als autarke Energieversorger/innen. Zudem erwarten Kundinnen und Kunden ein Komplettpaket von der Herstellung über die technische und betriebswirtschaftliche Planung und Installation bis hin zur Wartung. Hier könnten deutsche Unternehmen mit Qualität und Service punkten und ihren Produktionsstandort sichern.

Gleichzeitig forderten die Veranstaltungsteilnehmer/innen faire Wettbewerbsbedingungen auf dem internationalen Parkett und einen freien Handel ohne staatliche Eingriffe. Alle Seiten akzeptierten, dass mögliche Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionierung der chinesischen Hersteller geprüft werden. Bei der Frage, wie faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden sollen, gingen die Meinungen allerdings weit auseinander. 

Während Befürworter der Initiative EU ProSun auf die bei der Europäischen Kommission eingereichten Anti-Dumping-Klage und Strafzölle für chinesische Produkte setzen, sehen vor allem die Maschinen- und Anlagenbauer diese Maßnahmen kritisch. Vielmehr solle sich die Photovoltaik Branche auf die eigenen Stärken konzentrieren und so wichtige Weichen für die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik am Standort Deutschland stellen. Investitions- und Rechtssicherheit gehörten ebenso dazu wie die Technologieführerschaft.

So liegt beispielsweise der Marktanteil der deutschen Photovoltaik Maschinenbauer nach wie vor bei über 40 Prozent. „Das ist in erster Linie auf die stetige Innovationskraft und den starken Fokus auf eine kosteneffiziente Photovoltaik Produktion zurückzuführen“, erklärte Alf Dahl vom VDMA Ost.

2012 sind die Preise für Zellen gegenüber dem Vorjahr um fast 60 Prozent und die Preise für Module über 50 Prozent gefallen. „Dieser Preis- und Kostendruck beeinflusst die Unternehmen sehr stark. Gerade deshalb sollten sie aber noch stärker auf hocheffiziente Technologie und Produktionsanlagen setzen. Das gilt unabhängig davon, ob Photovoltaik Produkte in Europa oder Fernost gefertigt werden“, so Dr. Florian Wessendorf. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin, dass eine konstruktive Lösung des Konfliktes für beide Seiten die beste Lösung darstellt. 

Quelle: SolarInput e.V

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