Artikel vom 09.10.2012, Druckdatum 24.11.2024 | |
Energiepreisdebatte: Strom ist nicht der Kostentreiber Im Vergleich zu 2011 zahlt ein typischer Haushalt in Deutschland in diesem Jahr etwa 10 Euro mehr für Wärme, 7 Euro mehr für Kraftstoffe, aber lediglich 2 Euro mehr für Strom inklusive EEG Umlage. „In der Energiepreisdebatte muss genau differenziert werden, worum es geht. Wer sich um steigende Energiepreise sorgt, muss vor allem die Bereiche Wärme und Verkehr im Blick behalten“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. Die Energiewende kann laut Agentur für Erneuerbare Energien nur gelingen, wenn sie auch in den Bereichen Wärme und Verkehr vollzogen wird. Weil die EEG Umlage neben der Förderung der Erneuerbaren Energien mit vielen anderen industriepolitischen Funktionen aufgebläht ist, wird sie nach aktuellen Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) von heute 3,59 Cent/kWh im nächsten Jahr auf bis zu 5,21 Cent pro Kilowattstunde steigen. Die monatliche Stromrechnung eines Drei-Personen-Musterhaushalts steigt damit um rund 4,70 Euro. Aufgrund des stark gestiegenen Ölpreises werden jedoch die Ausgaben für Wärme und Kraftstoffe voraussichtlich auch im kommenden Jahr die größten Posten auf der Energierechnung bleiben. Die Belastungen durch den steigenden Ölpreis machen sich somit direkter als die steigenden Strompreise bei den Haushalten bemerkbar. Kostete der Import einer Tonne Rohöl im Jahr 1991 noch rund 129 Euro, so waren für die gleiche Menge im ersten Halbjahr 2012 laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) etwa 640 Euro fällig. Seit 2000 sind die Energiekosten von Privathaushalten insgesamt um rund 81 Prozent gestiegen. Ein Haushalt, der mit Öl heizt, zahlt aktuell mehr als das Doppelte an Heizkosten als noch im Jahr 2000. Für einen benzinbetriebenen PKW, der jährlich 12.000 Kilometer zurücklegt, sind die Kraftstoffpreise im selben Zeitraum um 63 Prozent gestiegen. Strom inklusive EEG Umlage verzeichnet hingegen die geringste Preissteigerung von 48 Prozent. „Es ist sehr wichtig, sich diese Relationen bewusst zu machen, um eine faire Debatte zu führen“, so Vohrer. „Die aktuelle Diskussion konzentriert sich sehr stark auf den Strompreisanstieg, während die wahren Preistreiber bei den Energieausgaben von Privathaushalten und auch Unternehmen häufig unbeachtet bleiben“, stellt Vohrer verwundert fest. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie auch in den Bereichen Wärme und Verkehr vollzogen wird. Die vielfältigen Handlungsmöglichkeiten sollten hier endlich ergriffen werden. Für eine von kostspieligen Brennstoffimporten unabhängigere Energieversorgung gilt es, den Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie die Energieeffizienz in allen Sektoren voranzutreiben. Zum Beispiel kann im Wärmesektor der Energieverbrauch von Gebäuden durch Sanierungsmaßnahmen drastisch gesenkt werden. „Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen in allen Bereichen sind sinnvoll und notwendig, um sich aus der Kostenspirale der fossilen Energieressourcen zu befreien“, so Vohrer. Detaillierte Informationen zum Haushaltsstrompreis, zur Entwicklung der EEG Umlage und zu ihrem Einfluss auf den Strompreis sind hier verfügbar: www.unendlich-viel-energie.de/de/detailansicht/article/614/-774db2fd1a.html Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) |