Artikel vom 06.11.2012, Druckdatum 22.11.2024 | |
3,5 Millionen Euro für die Energiewende im Ruhrgebiet Das Ruhrgebiet versteht die Energiewende mehr und mehr als Chance. Die Stiftung Mercator, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) wollen diese Entwicklung unterstützen und starten in diesem Monat ein Programm zur Umsetzung der Energiewende in den Kommunen des Ruhrgebiets. Die Stiftung Mercator stellt dafür bis 2016 knapp 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von Wuppertal Institut und KWI erforschen gemeinsam mit weiteren Partnern aus der Region erstmalig systematisch die Möglichkeiten und Hemmnisse für die Ruhrgebiets-Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende. Dr. Lars Grotewold, Leiter des Clusters Klimawandel der Stiftung Mercator: „Wir haben ambitionierte energie- und klimapolitische Ziele in Deutschland – jetzt gilt es, diese erfolgreich umzusetzen. Dabei gerät die kommunale Ebene zunehmend in den Blick, denn hier findet letztlich die praktische Umsetzung statt. In unserem Themencluster Klimawandel arbeiten wir daran, die Energiewende auf allen politischen Ebenen voranzubringen, von der kommunalen bis zur internationalen.“ „Den Kommunen kommt für die Abwendung der Gefahren des Klimawandels eine entscheidende Rolle zu. Während die Rahmenbedingungen auf europäischer, nationaler und NRW-Ebene geschaffen werden, muss die konkrete Umsetzung der Maßnahmen in den Kommunen erfolgen: in den Industrieunternehmen, den Gewerbebetrieben ebenso wie in den privaten Haushalten. An dieser Schnittstelle setzt das Projekt an. Mit einem transformativen Forschungsansatz wollen die wissenschaftlichen Projektpartner dabei direkt zum Umsetzungsprozess beitragen und Impulse setzen, Erfahrungen sammeln und über die Verbreitung der gewonnenen Erkenntnisse zum Gelingen der Energiewende auf breiter Ebene beitragen“, ergänzt Prof. Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts. Wie setzt man die Finanzierung der Gebäudedämmung sozialverträglich um? Wie kombiniert man effizient zentrale und dezentrale Energiequellen? Welche Maßnahmen führen zu einer nachweisbaren Steigerung der Attraktivität des ÖPNV? Zu diesen und anderen Fragen laufen bereits etliche Praxisprojekte im Ruhrgebiet. Das Programm gliedert sich in drei zentrale Bereiche: 1. Zu Beginn des Projektes wird unter anderem eine Landkarte der bereits laufenden Leuchtturmprojekte in den Kommunen des Ruhrgebiets erarbeitet. Zudem werden die politischen Rahmenbedingungen und Entscheidungsstrukturen von Kommunen analysiert. Auf breiter Basis sollen so Ausgangsbedingungen, Möglichkeiten und Chancen einer Energiewende in den Kommunen des Ruhrgebietes erfasst werden. 2. Darauf aufbauend werden Grundlagen- und konkrete Umsetzungsprojekte bearbeitet, die eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in der Region unterstützen sollen. So ist vorgesehen, ein Modell zu entwickeln, das die energie- und klimapolitischen Zukunftsvorstellungen und Entscheidungen relevanter Akteurinnen und Akteure im Ruhrgebiet simuliert. Die Umsetzungsprojekte werden gemeinschaftlich mit kommunalen Partnern vom Projektkonsortium angestoßen. Die Erfahrungen mit bisherigen Umsetzungsprozessen im Bereich regionaler Klimaschutz bzw. Energiewende zeigen, dass allein technologiebasierte Maßnahmen für eine erfolgreiche Zielerreichung nicht ausreichen, sondern dass diese mit infrastrukturellen sowie sozialen Innovationen eng verbunden sein müssen. Ausgewählte Umsetzungsprojekte werden intensiv wissenschaftlich begleitet, um ihnen im engen Austausch zwischen Kommunen und Wissenschaft den Erfolg zu ermöglichen. 3. Eine neue Vernetzungsplattform stellt sicher, dass die Erfahrungen und das Wissen unter den Kommunen des Ruhrgebiets ausgetauscht werden. Ziel ist es, Lösungen für die Praxis zu schaffen, die auch auf Kommunen außerhalb des Ruhrgebiets übertragbar sind. Damit soll das Rahmenprogramm eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende auf der kommunalen Ebene voranbringen und Impulse für die Landes- und Bundesebene geben. Das Programm geht so über ein reines Forschungsprojekt hinaus und trägt konkret selber zur Umsetzung neuer Ideen bei. Prof. Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator: „Mit diesem Rahmenprogramm stärkt die Stiftung Mercator ihr Engagement für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Damit diese gelingt, muss die Energiewende gerade in NRW und im Ruhrgebiet vorankommen. Wir freuen uns, dass wir mit dieser Initiative ein aktiver Partner für die vielen bereits laufenden Klimaschutzprojekte im Ruhrgebiet sein können.“ Prof. Dr. Claus Leggewie, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI): „Wir denken in der KlimaKultur global und genau deswegen müssen wir lokal forschen und Handlungsoptionen deutlich machen. Zu oft wird die Energiewende als ein Vorhaben verstanden, das vom Staat in Kooperation mit großen Unternehmen durchgeführt wird. Dabei kommt es entschieden auf die Mobilisierung und Beteiligung der Konsumenten und der breiten Bürgerschaft an. Die Umsetzung dieses Transformationsprozesses ist eines der interessantesten Gebiete für die sozialwissenschaftliche Forschung, die ihre Erkenntnisse nutzbringend in ein politisches Reformvorhaben einbringen kann.“ Weitere Stimmen zum Projekt: Bernd Tischler, Oberbürgermeister der Stadt Bottrop: „InnovationCity Ruhr ist ein Pilotprojekt mit Strahlkraft: In Bottrop wird sich in den nächsten Jahren ein komplettes Stadtquartier mit rund 70.000 Einwohnern zum Musterquartier für Energieeffizienz wandeln. Das konkrete Ziel: Der CO2-Ausstoß im Modellbereich in der Innenstadt und im Stadtsüden soll bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent reduziert werden. Das langfristige Ziel ist auch eine bundes- und europaweite Übertragbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten Prozesse auf andere vergleichbare Städte und Regionen. So bin ich der Stiftung Mercator und dem Wuppertal-Institut doppelt dankbar, dass sie auch den Prozess in Bottrop so breit unterstützen wollen!“ Simone Raskob, Beigeordnete für Umwelt und Bauen der Stadt Essen: „Aus der gemeinsamen Initiative der Städte und Kreise in der Metropole Ruhr mit dem RVR zur Bewerbung um den EU-Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ können wir wichtige Erkenntnisse für das Programm beisteuern. Interessante Ansätze finden sich bereits in dem ver-öffentlichten Memorandum. Die Ergebnisse einer breiten Datensammlung mit Unterstützung des Wuppertal Instituts werden in Kürze vorliegen. Sicherlich ergeben sich anderer-seits aus dem wegweisenden Forschungsprogramm konkrete Ansätze für eine Bewerbung mit dem Zieljahr 2016.“ Quelle: Stiftung Mercator |