Artikel vom 17.11.2012, Druckdatum 22.11.2024 | |
Skigebiete: Schneekanone frisst Photovoltaik-Anlage Im größten Skigebiet Vorarlbergs, der Silvretta Montafon, wird eine Weltneuheit Realität: Die neue Hüttenkopfbahn wurde komplett mit hocheffizienten Photovoltaik Modulen ausgestattet. Ein Drittel des Energieaufwands für den Transport der Skihungrigen wird dann durch Sonnenenergie gewonnen. Doch nicht nur die Tourismusregion Montafon muss sich fragen lassen, wie sie es tatsächlich mit der Nachhaltigkeit hält? Was die Photovoltaik Anlage der Hüttenkopfbahn an Energieaufwand einspart, wird – wie in all den anderen großen Skigebieten – durch den massiven Ausbau der Pisteninfrastruktur wieder konterkariert: Die Silvretta Montafon wirbt beispielsweise mit der Errichtung einer neuen Beschneiungsanlage für die Premiere des FIS SBX-Weltcup, mit der in Zukunft 250 Lkw-Ladungen Schnee pro Stunde produziert werden können. 90 Prozent der Pisten am Golm werden zukünftig beschneit. Auch der Ausbau der Hotels mit „luxuriösen Appartements mit zwei bis fünf Zimmer-Wohnungen in der Größe zwischen 42 und 133 Quadratmeter Wohnfläche“ oder „schwebendem Swimmingpool“ im Außenbereich (!) zeugt nicht gerade von einem Geist der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Immerhin gibt es im Montafon auch das „1. zertifizierte Passivhotel“. Im Tauferer Ahrntal in Südtirol geht man ebenfalls davon aus, dass „man mit der Zeit gehen muss“, wie der Geschäftsführer des Skigebiets Speikboden, Gottfried Beikircher, es nennt. Vor 38 Jahren, als Beikircher sein Büro an der Talstation bezog, transportierten die Lifte 3.000 Menschen pro Stunde auf den Berg. Heute sind es 15.000. Investieren sei das Schlagwort: Fast 55 Millionen Euro flossen in den letzten 15 Jahren am Speikboden in neue Lifte, Beschneiungsanlagen und sonstige Infrastruktur. Die steirische Urlaubsregion Ramsau am Dachstein setzt ebenfalls auf Erweiterung der Infrastruktur: Auch hier wurde die bestehende Beschneiungsanlage erweitert. Elias Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ramsau am Dachstein: „Um das Angebot noch attraktiver zu gestalten, haben wir in den vergangenen Wochen einige Verbesserungen realisiert.“ Auch die Skiregion Obergurgl-Hochgurgl (Ötztal) wirbt mit seiner „exquisiten Infrastruktur“: 24 hochmoderne Liftanlagen mit einer Beförderungskapazität von knapp 40.000 Personen pro Stunde, die 110 Pistenkilometer aller Schwierigkeitsgrade erschließen. Was also ist eine Photovoltaik Anlage in einer Sesselbahn anderes als ein guter Anfang? Niemandem soll der Spaß an Wintersport und Erholung vermiest werden, aber es lohnt sich, manchmal genauer hinzusehen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) empfiehlt, beim Reisen auf Umweltkriterien zu achten. Umweltgütezeichen werden an Reiseveranstalter vergeben, deren Hotels und Restaurants an ökologischen Grundsätzen orientiert sind, regionale Vorzüge berücksichtigen und die natürlichen Grenzen des Wachstums nicht überschreiten. Bis heute existiert leider kein einheitliches Umweltgütesiegel für Reiseveranstalter. Unter der Internet-Adresse www.eco-tip.org können sich Reisende jedoch über Kriterien und verschiedene Gütezeichen informieren. Reisen und Reiseprospekte, die mit Umweltgütezeichen oder Umweltgütesiegeln versehen sind, bieten zumeist höhere Umweltstandards als andere Veranstalter. Um die Umwelt geringer zu belasten sollten Urlaubsreisen in die eigene Region und im eigenen Land möglichst den Fernreisen vorgezogen werden. Der BUND rät auch zum Aktivurlaub wie Skilanglauf in den heimischen Wäldern, Wanderungen und Fahrradtouren entlang der Flüsse und Fahrten in landschaftlich interessante und leicht erreichbare Gebiete. Wenn möglich mit der Bahn. Quellen: Tourismusregionen Silvretta Montafon, Tauferer Ahrntal, Ramsau am Dachstein, Obergurgl-Hochgurgl, Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) |