Artikel vom 11.03.2013, Druckdatum 29.03.2024

Europäische Kooperation bei Erneuerbarer Energie als Wirtschaftschance für Österreich

Österreich sollte sein von der EU gefordertes Ziel für Erneuerbare Energie übererfüllen und mit anderen EU Staaten bei der Zielerreichung kooperieren. Das ist das Ergebnis einer Studie von Joanneum Research, TU Wien und Wegener Center. „Aus heutiger Sicht ist klar davon auszugehen, dass einige Länder Probleme haben, ihre Vorgaben zu erfüllen. Österreich könnte diese Nachfrage bedienen und bei Übererfüllung des eigenen Ziels Geld verdienen – und hätte außerdem ein „Sicherheitspolster“ für den Fall, dass unvorhergesehene Entwicklungen die Situation verschlechtern“, erklärt Gustav Resch von der Energy Economics Group der TU Wien.

Bis zum Jahr 2020 soll ein Anteil von 20 Prozent des in den EU-Staaten benötigten Endenergiebedarfs aus erneuerbaren Quellen abgedeckt werden. Nachdem Alternativenergie heute in Europa aber in recht unterschiedlichem Ausmaß genutzt wird und die Länder von unterschiedlichen Niveaus losstarten, wurden für die einzelnen Länder auch unterschiedliche Zielsetzungen vereinbart: Österreich soll bis 2020 folglich 34 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen. 

Eine Studie, gefördert im Rahmen des Klima- und Energiefonds, erstellt von der TU Wien und dem Wegener Center der Universität Graz unter der Leitung von Joanneum Research zeigt auf, welche gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen eine Einhaltung, eine Verfehlung oder auch eine Übererfüllung dieses Wertes hätte. Das Resultat: Für Österreich wäre es wirtschaftlich sinnvoll, das Ziel sogar noch zu übertreffen und einen Anteil von 36 Prozent anzustreben.

Schon heute liegt der Anteil der Erneuerbaren Energie in Österreich bei 31 Prozent - ein Ausbau auf die gewünschten 34 Prozent bis 2020 ist daher durchaus realistisch. Mit entsprechenden Maßnahmen könnten allerdings auch 36 Prozent erreicht werden – und das könnte sich für Österreich bezahlt machen: Um einen Ausbau Erneuerbarer Energien dort zu ermöglichen, wo sie am billigsten sind, wurden durch die EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen („RES-Richtlinie“, 2009/28/EC) sogenannte Kooperationsmechanismen etabliert. Staaten, die ihre Ziele nicht auf Basis nationaler Potenziale erreichen können oder wollen, können so Alternativenergie-Anteile von anderen Staaten zukaufen.

Österreichs Alternativenergie-Potenzial kann laut Studie relativ kostengünstig erschlossen werden, daher wäre eine Verfehlung der 34 Prozent-Vorgabe und ein damit verbundener möglicherweise teurer Zukauf von Erneuerbaren Anteilen aus anderen Staaten wirtschaftlich unklug.

Zwei verschiedene Strategien stehen zur Verfügung, um die Ziele zu erreichen: Österreich könnte sich primär darauf konzentrieren, mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen – das würde allerdings einen massiven Ausbau erfordern. Die zweite mögliche Strategie ist, neben einem moderateren Ausbau erneuerbarer Energieträger zusätzlich auch noch verstärkt in Energieeffizienz zu investieren, also beispielsweise in eine Steigerung der Sanierungsrate im Gebäudebereich, um das Wachstum des Gesamt-Energieverbrauchs einzudämmen.

Das Forschungsteam untersuchte beide Varianten. Für beide Strategien lassen sich Szenarien entwickeln, in denen die Vorgabe von 34 Prozent Erneuerbarer Energie erreicht, knapp verfehlt oder übererfüllt wird. Die wirtschaftlichen Folgen all dieser Szenarien wurden untersucht.

Wenn auf Schritte zur deutlichen Erhöhung der Energieeffizienz verzichtet wird, ist eine Erweiterung und Erhöhung von Förderungen für Erneuerbare Energie nötig. Die zum Teil beträchtlichen Subventionen würden sich zwar kurzfristig positiv auf den österreichischen Arbeitsmarkt auswirken, ein großer Teil der nötigen Technologie würde aber aus dem Ausland eingekauft werden. Dadurch würde sich die österreichische Leistungsbilanz verschlechtern. 

Investitionen in Energieeffizienz hingegen bedingen kurzfristig sehr hohe Investitionen, haben aber über einen langen Zeitraum positive ökonomische und „externe“ Umwelteffekte, beispielsweise reduzieren sie den Einsatz von importierten Energieträgern und bringen eine Reduktion der Treibhausgasemissionen und Luftschadstoffe mit sich.

„Unsere Empfehlung ist, einen Anteil Erneuerbarer Energien von 36 Prozent anzustreben, und dabei sowohl auf einen weiteren verstärkten Ausbau von der Erneuerbaren, als gleichzeitig auch auf eine starke Erhöhung der Energieeffizienz zu setzen“, sagt Gustav Resch. „Besonders wenn man langfristige ökonomische Effekte berücksichtigt und auch externe Effekte wie Umwelteinflüsse in die Berechnungen mit einbezieht, stellt sich das als die beste Variante heraus.“ 

Gleichzeitig könnte Österreich durch Verkauf von erneuerbaren Anteilen an andere EU Staaten bereits vor 2020 Erlöse generieren und zu einer gesamteuropäisch kosteneffizienten Zielerreichung beitragen.

Die Forschungsergebnisse resultierten aus dem Projekt REFLEX, ein Projekt das aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert wurde und im Rahmen des Programms „ACRP“ durchgeführt wurde: www.klimafonds.gv.at/ 

Quelle: Technische Universität Wien
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