Artikel vom 02.04.2013, Druckdatum 22.11.2024

Fell: Energetische Gebäudesanierung lohnt sich doch!

Im Auftrag der KfW-Förderbank hat das Institut Prognos das Kosten-Nutzen-Verhältnis der energetischen Gebäudesanierung in Deutschland für das Jahr 2050 prognostiziert. Prognos kommt dabei zu dem Ergebnis, dass den Kosten von 838 bis 953 Milliarden Euro nur ein Nutzen von 370 bis 453 Milliarden gegenüberstehen würden. Fazit also, dass sich die energetische Gebäudesanierung nicht rechnet? Dem widerspricht Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, und verweist auf eine andere kürzlich veröffentlichte Studie für die grüne Bundesfraktion: „Wenn man die richtigen Grundannahmen setzt, heißt das Fazit: Energetische Gebäudesanierung lohnt sich doch!“.

Basis der Berechnung von Prognos sei ein durchschnittlicher Heizkostenanstieg in 38 Jahren von weniger als 50 Prozent (1,1 Prozent pro Jahr), berichtet Fell. Aber alleine in den letzten zehn Jahren haben sich die Heizölpreise in Deutschland um über 150 Prozent erhöht. Prognos setzt die zukünftigen Heizkosten nach Ansicht Fells also viel zu niedrig an, obwohl jüngste Studien, wie die der Energy Watch Group, eine dramatische Verknappung der fossilen Rohstoffe und damit eine weitere deutliche Steigerung der Heizkosten aus Erdöl, Erdgas und Kohle erwarten lassen. Anders als die Prognosstudie kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie für die grüne Bundesfraktion mit sehr konservativen Annahmen sogar schon bis 2030 zu einer Verdopplung der Heizölpreise.

Zudem lägen die gesamten Schadenskosten durch die Nutzung der fossilen Brennstoffe im Wärmesektor um ein Vielfaches höher als die Kosten der Altbausanierung, die einen Teil dieser Schadenskosten vermeiden könnten, so Fell weiter. Auch das habe Prognos in seiner Berechnung völlig unzureichend berechnet. So gehe Prognos bis 2050 von konstant bleibenden Schadenskosten von 70 Euro pro Tonne CO2 Emissionen aus. Es ist nach Ansicht Fells aber „absurd“ anzunehmen, die Schadenskosten würden bei einer steigenden Welttemperatur konstant bleiben.

Interessant findet Fell auch den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie. Zur Zeit verhandelten nämlich die Ministerien über die so genannte „Streichliste“. Da der Energie- und Klimafonds auf Grund des niedrigen Emissionshandelspreises leer ist, werde viele Programme gestrichen werden müssen. „Da passt doch eine Studie gut ins Konzept, die sagt, dass sich das mit der energetischen Gebäudesanierung sowieso nicht lohnt!“, so Fell.

Fell weiter: „Es bleibt zu hoffen, dass sich die viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sowie Vermieterinnen und Vermieter von der energetischen Sanierung ihres Gebäudebestands nicht abhalten lassen und die Gelder die zur Verfügung stehen auch abrufen. Andernfalls werden viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sowie Mieterinnen und Mieter, vor allem die mit knappem Geldbeutel, immer tiefer in die Heizkostenfalle hineingetrieben.“

Allerdings sollten die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer stärker als in der Vergangenheit auf die Ökologie der Dämmmaßnahmen schauen, mahnt der Energieexperte: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben eine bessere Klimabilanz als Styropor. Zudem können so mit technisch einwandfreier Verarbeitung die zunehmenden Schimmelpilzprobleme vermieden werden. In Verbindung mit einem dann stark reduzierten Heizbedarf kann dann die Umstellung auf Erneuerbare Energien noch leichter gelingen und so eine völlige Unabhängigkeit von steigenden Erdöl- und Erdgaspreisen erreicht werden.

Aktuelle Prognos-Studie auf der KfW-Homepage

Studie zu den Heizölkosten der letzten Jahre (Bukold)

Studie der Energy Watch Group zur Verknappung der fossilen Rohstoffe


Quelle: Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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