Artikel vom 18.05.2013, Druckdatum 22.11.2024 | |
Meeresspiegel: Ein Drittel seines Anstiegs kommt von schmelzenden Gebirgsgletschern Gut 99 Prozent des gesamten Eises an Land ist in den riesigen Eisschilden der Antarktis und Grönlands gespeichert, nur knapp ein Prozent dagegen in Gletschern. Die Schmelzwasser dieser Gletscher trugen im Zeitraum 2003 bis 2009 etwa genauso viel zum Anstieg des Meeresspiegels bei, wie die beiden Eisschilde: rund einen Drittel. Dies ist eines der Resultate einer internationalen Studie mit Beteiligung von Geographen der Universität Zürich (UZH). Wieviel alle Gletscher zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen, wurde noch nie so genau bestimmt wie jetzt. Eine internationale Forschungsgruppe, darunter zwei Geographen der Universität Zürich, bestätigt: schmelzende Gletscher verursachten in den Jahren 2003 bis 2009 rund einen Drittel des beobachteten Meeresspiegelanstiegs, während je ein Drittel von den Eisschilden und der thermischen Ausdehnung des Meerwassers stammten. Bisherige Schätzungen zum Beitrag der Gletscher gingen weit auseinander. Nun haben 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun Ländern die Daten aus traditionellen Messungen am Boden mit Satellitendaten der NASA-Missionen ICESat (Ice, Cloud and land Elevation Satellite) und GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) verglichen. In Kombination mit einem erstmals weltweit verfügbaren Gletscherinventar konnten die Forscherinnen und Forscher die Massenänderungen der Gletscher in allen Regionen der Erde viel genauer als bisher bestimmen. „Die traditionell angewandten Extrapolationen von lokalen Feldmessungen auf große Regionen und ganze Gebirgszüge überschätzen manchmal den Eisverlust“, erklärt UZH-Geograf Frank Paul die Erkenntnisse aus den Satellitenmessungen. Und sein Forscherkollege Tobias Bolch ergänzt: „Uns sind die Schwächen der beiden Satellitenmethoden durchaus bewusst. In stark vergletscherten Gebieten stimmen die mit diesen Methoden erzielten Ergebnisse aber gut überein. Mit dem nun getesteten und angewandten Verfahren sind wir einen großen Schritt weiter, um die Massenänderungen von Gletschern genauer bestimmen zu können.“ Die Ergebnisse zeigen, dass fast alle vergletscherten Regionen in den Jahren 2003 bis 2009 an Masse verloren haben, am deutlichsten jene in der kanadischen Arktis, in Alaska, entlang der Küste Grönlands, in den südlichen Anden und im Himalaya. Im Gegensatz dazu haben die Gletscher der Antarktis – kleinere Eismassen, die nicht mit dem Eisschild verbunden sind – in diesem Zeitraum wenig zum Anstieg des Meeresspiegels beigetragen. Dieser Befund weicht deutlich von bisherigen Schätzungen ab, wonach die antarktischen Gletscher in den Jahren 1961 bis 2004 rund 30 Prozent des globalen Eisverlustes von Gletschern verursachten. „Allerdings sind hier weder die Zeiträume noch die Datenbasis direkt vergleichbar“, ergänzt Bolch, „man sollte diesbezüglich also noch keine voreiligen Schlüsse ziehen.“ Die in „Science“ publizierten Resultate haben wichtige Konsequenzen für vergangene Untersuchungen: „Frühere globale Schätzungen über den Beitrag von Gletschern zum Meeresspiegelanstieg sollten noch einmal überarbeitet werden“, empfehlen Bolch und Paul abschließend. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich |