Artikel vom 01.06.2013, Druckdatum 22.11.2024 | |
Vorstoß zu den Brennpunkten: Weltkonferenz zu Klimafolgen Forscherinnen und Forscher haben eine Reihe von Brennpunkten ermittelt - solche der Klimafolgen als auch solche der Forschung, die sich mit diesen befasst. Das Amazonas-Gebiet, Ostafrika und die Mittelmeer-Länder werden einen erheblichen Wandel durchleben, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen unvermindert weitergeht, so zeigt eine neue Analyse. Sie wurde bei der Weltkonferenz der Klimafolgenforschung in Potsdam vorgestellt, die an diesem Donnerstag endete. Mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Interessenvertreter aus über 40 Ländern debattierten vier Tage. Eines der wichtigsten Ergebnisse: die Klimafolgen-Forscherinnen und -Forscher werden sich zusammentun mit Ökonominnen und Ökonomen, um mögliche künftige Kosten und Schäden besser abzuschätzen. „Einige der besten Köpfe der weltweiten Klimafolgen-Forschung aus allen Fachrichtungen kamen erstmals zusammen, um ihre Methoden und ihre Kenntnisse zu bündeln“, sagte Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Organisatoren der Konferenz. „Wir sind überwältigt, mit wieviel Einsatz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gemeinsame Forschungs-Agenda entworfen haben - eine Agenda, welche die brennendsten Probleme der Klimafolgen anpackt.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen überein, von der Erforschung vielfältiger biophysikalischer Klimafolgen den Schritt zu machen hin zu den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf Staaten, und letztlich auch auf Unternehmen. Zugleich sollen konkrete Schritte gemacht werden, um Synergien zwischen den regionalen und den globalen Computersimulationen von Klimafolgen zu erreichen. „Das wird helfen, die Robustheit der Simulationen deutlich zu erhöhen“, sagte Lotze-Campen. „Wir wissen, dass der Klimawandel eine Tatsache ist, dass er maßgeblich vom Menschen verursacht ist, und dass seine negativen Auswirkungen die positiven übertreffen. Aber jetzt müssen - und können - wir die Präzision von großskaligen Abschätzungen zu Klimafolgen verbessern. Das ist ein Beitrag für verbesserte Strategien zum Risiko-Management, und zwar auf mehreren Ebenen.“ Die Ergebnisse des Projekts zum sektorübergreifenden Vergleich von Computersimulationen zu den Folgen des Klimawandels (ISI-MIP) sind ein Beispiel für den Nutzen dieses neuen Ansatzes. Mehr als 30 Gruppen von Wissenschaftlern, die weltweit an Computersimulationen von Klimafolgen arbeiten, haben in einer so nie dagewesenen Aktion in vier Sektoren - Landwirtschaft, Wasser-Kreislauf, Gesundheit und Ökosysteme - systematisch ermittelt, welche Regionen wahrscheinlich von den Auswirkungen des Klimawandels am härtesten betroffen sein werden. „Das bietet wertvolle Informationen für die Klimapolitik, für die Reduktion der Emissionen wie auch für die Anpassung“, erklärte Lotze-Campen. „Mit dieser gemeinsamen Anstrengung kann die Wissenschaft den Entscheidungsträgern helfen, diese Herausforderungen anzupacken.“ Die Konferenz hatte das Ziel, das ganze Bild der Klimafolgen zu zeigen, und wichtige Umrisse wurden sichtbar. „Obwohl wir sehr klar aufzeigen, wo die Forschungslücken sind, die noch gefüllt werden müssen, wurde eines sehr deutlich bei dieser Konferenz: Abwarten ist keine Option, wenn es um den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels geht“, sagte Lotze-Campen. „Das sich abzeichnende Bild bestätigt für viele Sektoren, dass ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur von mehr als zwei Grad Celsius vermieden werden sollte - und dass die Schäden jenseits dieser Grenze immer mehr zunehmen.“ Martin Parry, Imperial College London / Zentrum für Umwelpolitik: „Die bei dieser Konferenz vorgestellten Ergebnisse des Projekts zum sektorübergreifenden Vergleich von Computersimulationen zu den Folgen des Klimawandens haben gezeigt, dass das Projekt frischen Schwung in unsere Forschungsbemühungen gebracht hat - wie eine Vitaminspritze.“ Liyong Xi, Landwirtschaftliche Universität Shenyang, China: „Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten uns nicht scheuen, sehr klar zu sagen, was die wahrscheinlichen Folgen des Klimawandels sind, und wie Anpassung aussehen könnte - denn das ist es, wonach politische Entscheider uns immer wieder fragen, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz betonten. Wir müssen die Auswirkungen des Klimawandes quantifizieren, und wir müssen Zahlen für Anpassungsmaßnahmen haben. Diese Konferenz hat hierbei wichtige Fortschritte erzielt. Aber wir müssen - und werden - das auf globaler Ebene fortsetzen. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Landwirtschaft, die sehr empfindlich ist gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Dies hat Folgen für die globale Ernährungssicherheit, natürlich vor allem für Entwicklungsländer mit einer großen Bevölkerung. Wir müssen also den Folgen des Klimawandels für die Bauern in aller Welt deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen.“ Filipe Duarte Santos, Universität Lissabon, Portugal: „Die Weltkonferenz zu Klimafolgen war eine sehr erfolgreiche Gelegenheit, die neuesten Ergebnisse von Computersimulationen der Klimafolgen vorzustellen und zu diskutieren. Wir verstehen jetzt die damit verbundenen Unsicherheiten besser, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns, weil Natur und Gesellschaft so überaus komlexe Systeme sind. Abschließend möchte ich vorschlagen, dass die Forschung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die öffentliche Gesundheit verstärkt wird - und die Forschung dazu, wie wir uns hier anpassen können.“ Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung |