Artikel vom 15.06.2013, Druckdatum 22.11.2024 | |
Erneuerbare Energien auch als Reiseziel attraktiv Die Deutschen verreisen am liebsten im eigenen Land. Immer öfter kreuzen Erneuerbare Energien dabei ihren Weg. Denn mit der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Quellen für den deutschen Strommix werden Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen ein Teil des Landschaftsbildes. Dabei vertragen sich Energiewende und Tourismus augenscheinlich gut: In vielen Urlaubsregionen sind Erneuerbare Energien nicht nur zum Wirtschafts-, sondern auch zum Tourismusfaktor geworden. Während die Zahl der Erneuerbare-Energien-Anlagen stetig steigt, verzeichnet Deutschland gleichzeitig deutliche Zuwächse beim Inlandstourismus. Laut Statistik erhöhte sich der Beitrag Erneuerbarer Energien zum Bruttostromverbrauch 2012 in Deutschland auf fast 23 Prozent, nach 7,8 Prozent im Jahr 2002. Zugleich unternahmen die Bundesbürger im vergangenen Jahr 21,5 Millionen mehrtägige private Urlaubsreisen im eigenen Land; das waren 12 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. „Erneuerbare Energien bilden vielerorts ein attraktives Ausflugsziel für Fachbesucher oder auch für technisch und ökologisch interessierte Urlaubsgäste“, so Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Hand in Hand mit dem Tourismus entfaltet die Energiewende in vielen deutschen Kommunen und Regionen eine Hebelwirkung für zukunftsträchtige Investitionen.“ Im Tourismussektor ist zudem das Einsparpotenzial durch innovative Technologien besonders groß, da häufig ein konstant hoher Energiebedarf herrscht. Beispiel Rügen: Auf Deutschlands größter Insel, die zugleich eine von bundesweit knapp zwei Dutzend Bioenergie-Regionen ist, kommt Wärme aus regenerativen Quellen verstärkt in Erholungszentren zum Einsatz. „Von den Urlaubern werden nachhaltige Tourismuskonzepte zunehmend nachgefragt“, berichtet die Projektkoordinatorin der Bioenergieregion Rügen, Kim Hildebrandt. Auf der Ostseeinsel sollen Erneuerbare Energien-Anlagen künftig auch für einen Erlebnis-Mehrwert sorgen: „Wir planen eine Geocaching-Tour, also eine GPS-gestützte Wanderung zum Thema Erneuerbare Energien“, erläutert Hildebrandt. Organisierte Führungen zu Wind- und Solarparks gibt es auf der Insel bereits. Wie Erneuerbare Energien und Tourismus sich gegenseitig ergänzen können, zeigt auch Hessens höchstgelegenes Städtchen, Ulrichstein am Vogelsberg. Der bei Erholungssuchenden und Freizeitsportlern beliebte Ort zählt mittlerweile 53 Windkraftanlagen im weitläufigen Stadtgebiet. Die Bedeutung der Erneuerbaren Energien ist stetig gewachsen. Mit dem Repowering, also dem Ersatz alter durch neue, leistungsfähigere Windräder hat man begonnen. „Die Zahl der Übernachtungen in Ulrichstein ist 2012 gegenüber dem Vorjahr um 700 auf rund 12.000 gestiegen. Wir freuen uns über einen Zuwachs an umweltfreundlichen Erneuerbaren Energien und an touristischem Zuspruch für Ulrichstein“, berichtet Bürgermeister Edwin Schneider. Dass durch Erneuerbare Energien der Tourismus erst so richtig in Gang kommen kann, zeigt auch das rheinland-pfälzische Beispiel Morbach im Hunsrück. Morbachs Energielandschaft befindet sich an einem im 20. Jahrhundert wenig einladenden Ort – auf dem einst größten Munitionslager der US-Luftwaffe in Europa. Dieser Ort ist zu einem Schaufenster für Erneuerbare Technologien geworden. Dort sind verschiedene Techniken zur effizienten Solarstromgewinnung ebenso in der Anwendung wie die Nutzung von Windkraft, Biogas und Holzpellets. Zahlreiche Gewerbebetriebe haben sich angesiedelt. „Seit 2003 haben wir über 40.000 Besucherinnen und Besucher aus mittlerweile 98 Ländern in der Energielandschaft begrüßen dürfen. Unser touristisches Angebot haben wir durch die Energielandschaft weiter aufgefächert“, berichtet Bürgermeister Andreas Hackethal. Morbach gehört zu den sehenswerten Erneuerbare-Energien-Zielen, die sich im – derzeit leider vergriffenen – Baedeker-Reiseführer „Deutschland - Erneuerbare Energien entdecken“ präsentieren. „Der Reiseführer erfreute sich einer Nachfrage, die selbst den Verlag überrascht hat“, erklärt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer. „Viele weitere lohnende Ziele sind mit dem Wachstum der Erneuerbaren Energien seit der Erstauflage entstanden. Deshalb arbeiten wir nun gemeinsam mit dem MairDumont-Verlag an der Neuauflage des Baedekers. Er soll einen weiteren Beweis erbringen, dass Erneuerbare Energien einen Gewinn für Deutschland darstellen – auch bei ‚weichen‘ Standortfaktoren wie der touristischen Attraktivität“, so Vohrer. Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) |