Artikel vom 23.01.2006, Druckdatum 22.11.2024

Stromerzeuger kritisieren Gabriel

Dass sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (noch) so deutlich gegen Atomstrom positioniert, lässt die Atomkraftbetreiber und Stromversorger unruhig werden. So stellte laut dpa der Geschäftsführer des Verbands der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Roger Kohlmann, die Effizienz der Förderung im Bereich Erneuerbare Energien in Frage. Wenn die ehrgeizigen Ausbauziele der Bundesregierung für Erneuerbare Energien tatsächlich ernst zu nehmen seien, ...

... bräuchte es einen „deutlichen Kurswechsel bei den Förderinstrumenten“. Kohlmann beklagt, dass die Vergütungen für Ökostrom seit 1998 auf das Zehnfache gestiegen seien, was die Belastung der Stromkunden im Jahr 2006 auf rund drei Milliarden Euro steigen lassen würde. Sauer sind die konventionellen Stromversorger auf Gabriel, weil der die Machtkonzentration im deutschen Strommarkt kritisiert hatte. Er führt nämlich die derzeit hohen Strompreise weniger auf den Anteil von (gefördertem) Ökostrom zurück, sondern ganz klar auf die Tatsache, dass 90 Prozent des Stroms an der Leipziger Börse von nur vier Konzernen produziert würden. „Der Schlüssel zu vernünftigen Strompreisen“, so der Minister, „liegt im Wettbewerb und in den Netzentgelten. Alleine ein Drittel des Strompreises für private Haushalte sind Netzgebühren, und diese liegen hierzulande im Schnitt um 70 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.“

Unruhig macht die Stromkonzerne auch, dass Gabriel davon ausgeht, dass erneuerbare Energien im Jahr 2020 bereits 25 Prozent des deutschen Strombedarfs decken sollen. Der Bundesumweltminister beruft sich dabei auf eine jüngst vorgestellte Studie, die das DLR-Institut für Technische Thermodynamik zusammen mit dem Zentrum für Wasserstoff-Forschung Baden Württemberg (beide Stuttgart) und dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie erarbeitet hatte. Diese hatten festgestellt, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien zwar mit „leicht höheren, aber vertretbaren Kosten“ verbunden sei. Was im Übrigen vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) zurückgewiesen wird. „Die Kosten werden garnicht steigen, sondern sinken“, so der BEE-Geschäftsführer Milan Nitzschke gegenüber dpa. Er ist der Meinung, die Studie habe die aktuellen Vergleichspreise für Strom aus fossilen Energieträgern viel zu niedrig angesetzt.

Den Energiekonzernen gefällt vor allem nicht, dass Gabriel so deutlich benennt, worum es seiner Meinung nach vor allem geht. „Die Atomkraftbetreiber wollen ihre Gewinnmöglichkeiten in diesem Bereich optimal ausschöpfen. Das ist ja auch legitim. Aber sie sollen doch nicht permanent versuchen, dieses legitime Interesse hinter anderen Interessen zu verbergen, die dann je nach aktueller Debattenlage vorgeschoben werden. Mal ist es der Klimaschutz, jetzt ist es mal die Versorgungssicherheit, dann wieder die Strompreise“, so der Bundesumweltminister in einer Veröffentlichung des BMU. Er jedenfalls setze klar auf den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zur Senkung der Abhängigkeit von Energieimporten. Weil diese als einzige Energiequelle wirklich zeitlich unbegrenzt verfügbar und heimisch machbar, also vom Import unabhängig, seien. Der Ausbau der Atomenergie jedenfalls werde die Uran-Vorräte nur rapider sinken und damit die Preise und die Abhängigkeit steigen lassen.

Quelle: verivox, dpa, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de

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