Artikel vom 21.02.2012, Druckdatum 22.11.2024 | |
Online-Kampagne gegen polnische Atom-Pläne Die polnische Regierung plant die Einrichtung eines atomaren Energieprogramms mit Uranabbau, AKW´s, ja sogar Wiederaufarbeitung und Schnelle-Brüter-Technik. Bis 2020 soll mindestens ein Atomkraftwerk gebaut werden. Wahrscheinlicher Standort soll eine rund 250 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernte Region an der Ostseeküste in der Nähe von Gdansk sein. Das Umweltinstitut München hat dagegen eine Online-Kampagne initiiert, die noch bis 27. Februar 2012 unterzeichnet werden kann. Zu dem geplanten polnischen Atomenergieprogramm wird aktuell ein grenzüberschreitendes Strategisches Umweltprüfungsverfahren (SUP) durchgeführt. Dabei hatten auch die deutschen Bürgerinnen und Bürger zunächst bis zum 4. Januar 2012 Gelegenheit zur kritischen Stellungnahme. Über 36.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich im Rahmen der Online-Kampagne des Umweltinstituts München gegen die polnischen Atomenergiepläne ausgesprochen. Da auch einige andere Umweltschutzorganisationen gesammelt haben, sind insgesamt über 50.000 Stellungnahmen zusammengekommen. Auch die Bundesregierung hat kritisch Stellung zum polnischen Atomprogramm bezogen. Ebenso auch einige Bundesländer, darunter Brandenburg, Berlin, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen. Jetzt wurde die Frist für kritische Stellungnahmen von Bürgerinnen und Bürger nochmals verlängert. Ab sofort und bis zum 27. Februar 2012 können weitere Stellungnahmen bzw. Eingaben in deutscher Sprache unmittelbar bei den auf den Infoseiten des Umweltinstituts München angegebenen Stellen gleichzeitig eingereicht werden. Das Umweltinstitut München bietet auf www.umweltinstitut.org Musterbriefe an die polnischen Behörden und an Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel an. „Es ist unglaublich, wie heute die Atomkraft als ‚Schwungrad für die Wirtschaft‘ und ‚technologischer Sprung in die Zivilisation‘ bezeichnet werden kann“, empört sich Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München, „als ob es Tschernobyl und Fukushima nie gegeben hätte.“ Das polnische Atomprogramm sei wie die Rückkehr in den Wissensstand der 60er Jahre und gehe an der Realität völlig vorbei. „Dabei hätte Polen die Riesenchance, ohne den riskanten, teuren und zeitverschwendenden Umweg über die Atomkraft direkt in eine nachhaltige Energieversorgung einzusteigen“, so Hacker. Karin Wurzbacher, Physikerin im Umweltinstitut München, erklärt: „Es ist abzusehen, dass bei den infrage kommenden Reaktortypen, die allesamt noch nirgendwo auf der Welt in Betrieb sind, Pannen, Verzögerungen und Kostensteigerungen auftreten werden. Schon jetzt wurden bei den in Bau befindlichen EPR-Reaktoren schwerwiegende Mängel bei den Sicherheitssystemen festgestellt.“ Außerdem sei weder für die Versorgung mit Uranbrennstoff noch für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle ein schlüssiges Konzept vorgelegt. Zudem lässt uns die unzureichende Prüfung der Alternativen und völlig unrealistische Katastrophenszenarien an der Ernsthaftigkeit der Umweltprüfung für das polnische Atomenergieprogramm zweifeln. „Polen braucht kein Konzept, um den eigenen Bürgern wie auch den Regierungen und der Bevölkerung in den Nachbarländern eine riskante Dinosauriertechnologie zu vermitteln, sondern vielmehr ein ökologisches zukunftsfähiges Energiekonzept“, erklärt Harald Nestler, Vorstand des Umweltinstitut München. Die polnischen Behörden sollten jetzt die Stellungnahmen ernst nehmen und ihre Pläne überdenken. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder sowie die Umweltminister seien aufgefordert, bei ihren polnischen Amtskollegen gegen den Einstieg in die Atomenergienutzung zu votieren und sich bei der EU für eine Förderung des Ausbaus der regenerativen Energien statt der Atomkraft einzusetzen. Hier gibt es weitere Informationen zum geplanten polnischen Atomenergieprogramm und der Aktion des Umweltinstituts München einschließlich Musterbriefen: www.umweltinstitut.org/akw-polen Quelle: Umweltinstitut München |