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01.10.2010

Deutsche Umwelthilfe: 35 Jahre und kein bisschen leiser

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) wird 35 Jahre alt. 1975 unter dem vorläufigen Namen „Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Umweltschutzes e. V.“ gegründet, hat sich die Umwelt- und Naturschutzorganisation im Laufe der Jahrzehnte zu einer unverwechselbaren, bei Freund und Feind respektierten Stimme im Konzert der Natur- und Umweltbewegung in Deutschland etabliert. „Erfolgreicher Umweltschutz braucht heute Modernisierer-Allianzen gegen den immer noch vorherrschenden Strukturkonservatismus in weiten Teilen der Industrie“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Dabei ist die DUH, die 2004 auch als klageberechtiger Verbraucherschutzverband anerkannt wurde, ständig gewachsen. Heute beschäftigt die Organisation über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Radolfzell, Berlin, Hannover und Köthen. 

„Was die DUH im Laufe der 35 Jahre immer stärker ausgezeichnet hat, ist die einzigartige und bewusste Verknüpfung von konkreter Basisarbeit im Umwelt- und Naturschutz mit bundesweiten politischen Kampagnen zum Schutz von Mensch, Natur und Umwelt“, sagt der Bundesvorsitzende der DUH, Prof. Harald Kächele. „Wir haben gelernt, dass für reale Fortschritte im Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutz beides notwendig ist – das Engagement der Aktivisten vor Ort und die politische Arbeit an den Rahmenbedingungen im Land, im Bund und immer stärker auch auf der EU-Ebene“. Die DUH setze auf „nachhaltiges Wachstum, auch in eigener Sache“, fügt Kächele hinzu. 

Begonnen hatte Mitte der 1970er Jahre alles mit der bundesweiten Förderung von Umweltbildungs- und Naturschutzprojekten. Im Jahr 1990, zwei Jahre vor der Weltumweltkonferenz von Rio, startete die DUH ihr damals ehrgeizigstes Bodensee-Umweltschutzprojekt, in dessen Rahmen eine „nachhaltige Regionalentwicklung“ des Bodenseeraums initiiert werden sollte. Hieraus ging die „Bodensee-Stiftung für Natur und Kultur“ ebenso hervor wie Ende der 90er Jahre die internationale Umweltstiftung „Global Nature Fund“. 

Früh setzte sich die DUH für den Schutz regionaler Wirtschaftskreisläufe ein. Der konsequente Schutz von Mehrweggetränke-Systemen ist seit über 20 Jahren Markenzeichen der DUH. 2003 war sie maßgeblich an der Durchsetzung des Dosenpfands beteiligt, ohne dass das umweltschonende Mehrwegsystem heute vermutlich nicht mehr existieren würde. 

Ein anderer Schwerpunkt der Arbeit ist die Luftreinhaltung: 1998 startete die DUH eine Kampagne zur Einführung schwefelarmer Kraftstoffe in Deutschland und seit 2002 das Bündnis „Kein Diesel ohne Filter“, das nach jahrelangen Auseinandersetzungen schließlich den Widerstand der deutschen Autoindustrie gegen den Dieselpartikelfilter brach und die Einführung von Umweltzonen durchsetzte. Dazu trugen auch die „Feinstaubkontrollen“ bei, die die DUH regelmäßig in den Ballungszentren Deutschlands durchführte. Das Bewusstsein für das drängendste Luftreinhalteproblem in Deutschland wuchs, heute gibt es Umweltzonen mit eingeschränktem Zugang von Dieselstinkern in 42 Städten.
 
„Erfolgreicher Umweltschutz braucht heute Modernisierer-Allianzen gegen den immer noch vorherrschenden Strukturkonservatismus in weiten Teilen der Industrie“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch den strategischen Ansatz der DUH. Leider reagierten viele Unternehmen auf die Tatsache, dass Ökologie in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei, nur durch Scheinaktivitäten. „Das müssen wir konsequent entlarven“, sagt Resch mit Blick etwa auf die aktuelle Initiative der DUH, den Spritverbrauch und damit den Klimagas-Ausstoß von Dienst- und Firmenwagen in Deutschland zu veröffentlichen. Auch in der Politik gebe es zunehmend den Versuch, das neue Umweltbewusstsein in der Bevölkerung nur scheinbar aufzunehmen und ansonsten weiterzumachen wie bisher. Allerdings ließen sich die „Bürgerinnen und Bürger immer weniger hinters Licht führen. Als Beispiele nannte Resch das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und den Ausstieg aus dem Atomausstieg. 

Reschs Kollege im Amt des Bundesgeschäftsführers, Rainer Baake, ist überzeugt, dass Umweltorganisationen heute dann am erfolgreichsten sind, wenn es ihnen gelingt, „frühzeitig Einfluss zu gewinnen auf den politischen Prozess“. Natürlich müsse ein Umweltverband falsche politische Entscheidungen gegebenenfalls auch nachträglich kritisieren. „Aber der erfolgreichste Umwelt- und Naturschutz ist der, der schlechte Gesetzgebung stoppt, bevor sie Schaden anrichten kann.“ 

Der Versuch der Bundesregierung, die Laufzeitverlängerung alternder Atomkraftwerke Arm in Arm mit denen Stromkonzernen gegen die Bevölkerungsmehrheit durchzupeitschen, sei so ein Beispiel. Die DUH habe deshalb bereits vor fast zwei Jahren thematisiert, dass Atomkraftwerke in einem Stromsystem mit großen Anteilen Erneuerbarer Energien keinen Platz haben. Heute sei der so genannte „Systemkonflikt“ in aller Munde. 

Nun gelte es weiter Druck zu machen. „Massenhafter Stromversorger-Wechsel hin zu Ökostromern wie Lichtblick, Elektrizitätswerke Schönau, Naturenergie oder Greenpeace energy ist die Sprache, die die wortbrüchigen Atomkonzerne am besten verstehen“, sagt Baake. 

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

  

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