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06.03.2013

juwi-Vorstände warnen vor Altmaier-Plänen und setzen auf eigenes Konzept

Bei seiner Jahrespressekonferenz übte der Vorstand der Wörrstädter juwi-Gruppe heftige Kritik an den als „Strompreis-Bremse“ bekannt gewordenen Plänen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Gemeinsam mit weiteren Unternehmen der Branche hat juwi ein Konzept entwickelt, mit dem bei der sogenannten EEG Umlage bereits im kommenden Jahr mehr als sechs Milliarden Euro eingespart werden könnten - ohne die Energiewende abzuwürgen.

„Rückwirkende Abgaben auf Altanlagen, fünf Monate ohne sichere Vergütung und Kürzungen nach der Rasenmähermethode würden eine ganze Branche an den Abgrund führen, zehntausende von Arbeitsplätzen gefährden und den Umbau unserer Energieversorgung praktisch stoppen“, warnen die juwi-Gründer und Vorstände Fred Jung und Matthias Willenbacher. „Und dies alles für minimale Einsparungen“. 

„Bei allem Verständnis für Politikerinnen und Politiker im Wahlkampfmodus sollte aber doch vorher bedacht werden, welche Auswirkungen schon die Ankündigung von derart unausgegorenen Sparmaßnahmen haben“, sagt juwi-Chef Willenbacher in Richtung des Minister-Duos Altmaier und Rösler. Sollte auch nur ein Teil der Pläne tatsächlich umgesetzt werden, würde in Deutschland kaum noch ein Windpark gebaut werden und ans Netz gehen können. Willenbacher: „Die Energiewende wäre praktisch tot.“

Dabei gibt es erheblich wirksamere Konzepte, die Belastungen für den Stromkundinnen und -kunden durch die Energiewende zu reduzieren. Und das quasi ohne schädliche Nebenwirkung auf eine der wenigen Zukunftsbranchen unseres Landes. „Es müssen endlich auch diejenigen an den Kosten der Energiewende beteiligt werden, die von den durch Sonnen- und Windstrom stark gesunkenen Preisen an der Börse profitieren“, fordert der juwi-Chef. Das sind die Unternehmen, die ihren Strom direkt an der Börse einkaufen können. „Vor zwei Jahren mussten sie noch gut ein Viertel mehr für jede Kilowattstunde zahlen“, rechnet Willenbacher vor und fragt: „Warum sollen die kleinen Stromverbraucherinnen und Stromverbraucher für die Gewinne der großen Konzerne bluten?“

Für juwi ist es deshalb eine Grundforderung, Einsparungen und Kosten der Energiewende gleichmäßig und gerecht zu verteilen. Dazu ist es nach Auffassung von juwi und anderer Unternehmen der EE-Branche nötig, konventionelle Großkraftwerke über eine Brennstoffsteuer an den Kosten für die Beseitigung von ihnen verursachter Umweltschäden, die Abfallentsorgung oder die - nach wie vor ungeklärte - sichere Endlagerung radioaktiven Mülls angemessen zu beteiligen. Parallel dazu muss der saubere, aus regenerativen Energien gewonnene Strom von der systemwidrigen Stromsteuer befreit werden.

Erhebliche Einsparpotenziale sieht der juwi-Vorstand auch bei der Vergütungsstruktur für Windenergieanlagen. „Allein durch eine Anpassung der unsinnig hohen Vergütung für Offshore-Windräder könnte die EEG Umlage pro Jahr um rund 1,5 Milliarden Euro entlastet werden“, sagen die juwi-Chefs Jung und Willenbacher. Schon seit Jahren kritisieren die beiden EE-Pioniere den übertrieben Ausbau der Windenergie in Nord- und Ostsee und nennen die Milliarden verschlingenden Offshore-Projekte „die Teuermacher der Energiewende.“

Bei juwi setzt man dagegen auf „Klasse statt Trasse“ - also auf dezentralen Ausbau und den richtigen Mix der Erneuerbaren Energien. Für Deutschland heißt das in Zukunft: Solarstromparks auch im Norden und mehr Windräder für den Süden. „Wenn wir die Anlagen auf das ganze Land verteilen, wird die Versorgung mit sauberem Windstrom gleichmäßiger, wir sparen Kosten bei Netzausbau und Speicherung“, ist sich Willenbacher sicher. 

Um diese Entwicklung zu fördern rät der juwi-Vorstand zu einer Weiterentwicklung des Vergütungsmodells für Windräder im Binnenland. Die bislang erhöhte Anfangsvergütung soll durch einen festen Tarif ersetzt werden. Dessen Höhe richtet sich nach der Qualität des jeweiligen Standortes und wird durch ein unabhängiges Ertragsgutachten ermittelt. „Mit diesem Vergütungsmodell würde kein Standort teurer als heute aber viele, besonders windhöffige billiger“, weiß Willenbacher. Als Folge ließen sich bei der EEG Umlage pro Jahr bis zu 120 Millionen Euro einsparen.

Wer Veränderungen und neues Denken bei anderen fordert, sollte im eigenen Haus damit anfangen. „juwi hat das im zurückliegenden Jahr getan und das Unternehmen neu und zukunftsorientiert aufgestellt“, sagt Jochen Magerfleisch, im juwi-Vorstand als COO für alles Organisatorische zuständig. „Statt wie bisher in Technologien zu denken, haben wir künftig die Kontinente, Länder und Regionen im Focus. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Wind-, Solar- oder Bio-Projekte geht. Entscheidend sind die örtlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse und Wünsche der Kundinnen und Kunden“.

Letzteren trägt juwi auch mit einer neuen Organisationseinheit Rechnung - der juwi Energielösungen GmbH. Sie bietet der Endkundin und dem Endkunden nicht nur intelligente Speicheranlagen für Sonnenstrom vom eigenen Dach („juwi Home Power“) sondern in einer wachsenden Zahl von Regionen rund um von juwi-betriebenen Windparks auch eigenen, 100prozentig sauberen Strom an.

Besonders stolz ist man bei juwi, dass diese gravierenden Veränderungen den Geschäftserfolg des Energiespezialisten im zurückliegenden Jahr nicht beeinträchtigt haben. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben durch die Bank einen tollen Job gemacht“, lobt Martin Winter, seit Mitte letzten Jahres als CFO für die juwi-Finanzen zuständig. „Wir haben sage und schreibe 321 Megawatt aus Solarkraftwerken installiert. Und mit 314 MW Windenergie waren wir 2012 in Deutschland die Nummer 1“. In einem schwierigen Marktumfeld konnte die juwi-Gruppe ihren Umsatz um rund zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro steigern. „Und das“, so Finanzvorstand Winter, „bei einem soliden Ergebnis“.

So soll es auch weitergehen. Winter: „Wir setzen auf kontinuierliches Wachstum und wollen die Gesamtleistung im juwi-Konzern bis 2015 auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Dabei behalten wir selbstverständlich auch den Ertrag stets im Auge.“ Verändern wird sich laut Winter die prozentuale Verteilung der EE-Technologien an der Geschäftstätigkeit. In Deutschland wie auch weltweit wird die Windenergie Zug um Zug einen größeren Anteil an den juwi-Aktivitäten ausmachen. „Weltweit hat aber auch die Solarenergie Wachstumspotenzial“, sagt Winter. Dies gelte Insbesondere für Asien, wo juwi im zurückliegenden Jahr in Singapur eine Niederlassung eröffnet hat und von dort aus zukunftsträchtige Projekte in Japan, Thailand aber auch Indien in Angriff genommen hat.

Quelle: juwi Holding AG


  

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