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01.03.2006

Elektroschrott wird einfach exportiert

Auf ziemlich üble Machenschaften mit Elektroschrott machte kürzlich nano, das Wissenschaftsmagazin von 3sat, aufmerksam. Weil das Recyceln im Westen zu teuer ist, wird der giftige Müll kurzerhand in Länder exportiert, die um die fachgerechte Entsorgung wenig Aufhebens machen. Experten befürchten, dass das ab März 2006 geltende neue Elektro-Gesetz dieser Praxis weiteren Auftrieb gibt.

Ab dem 24. März 2006 sind allein die Hersteller für die fachgerechte Entsorgung von ausrangierten Elektro- und Elektronikgeräten zuständig. Dahinter steckt die Intention, dass zukünftig nur noch schadstoffarme und recycelfreundliche Produkte hergestellt werden sollen. Doch wie so oft ist gut gemeint noch lange nicht gut. Die aufwändigere Entsorgung macht das Recyceln nämlich teurer. Im Preiskampf der Hersteller ein deutlich negativer Faktor. So wird nach Wegen gesucht, die Entsorgung billig zu halten. Teilweise mit „billigen“ Tricks: Zwar ist die Ausfuhr von Elektroschrott ausdrücklich verboten, der Handel mit funktionsfähigen Geräten aber nicht.

Mancher Recycler nutzt diesen Umstand und deklariert flugs Elektromüll in legale Handelsware um. Containerweise kann so hochgiftiger Elektroschrott in Entwicklungsländer verschifft werden. Die Kontrolle ist schwierig. Allein in Nigerias Hauptstadt Lagos landen jeden Monat etwa 500 Container mit Computern und Monitoren, berichtet nano. Die Geräte werden dann dort verbrannt. Die dabei entstehenden Dioxine und Schwermetalle setzen sich im Boden fest, wo sie Hunderte Jahre bleiben können und die dort lebenden Menschen belasten.

Ein anderer Weg der Entsorgung führt nach Indien und China. Dort ist der Elektroschrott vor allem wegen seiner unzähligen Rohstoffe begehrt. Aluminium, Kupfer, Kabel und Leiterplatten lassen sich wiederverwenden, aus funktionstüchtigen Teilen mehrerer Computer kann ein neuer zusammengebaut werden. Höchst problematisch ist allerdings die Praxis, die minimalen Mengen an Gold oder Silber mittels Schwefelsäure herauszulösen oder Platinen in einer „Zinnsuppe“ (nano) auszukochen. Diese Tätigkeit übernehmen die Armen aus den Slums – für oftmals nicht mehr als vier Euro pro Tag. Mit bloßen Händen und ohne jegliche Schutzkleidung sind sie den giftigen Säuren und Dämpfen hoffnungslos ausgeliefert.

Derweil freuen wir uns im Westen an unseren „guten“ Gesetzen und tragen weiterhin fleißig unseren Elektroschrott zum Recyclinghof. Etwa 1,8 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Weil wir immer das neueste Handy, den billigsten Drucker und den schicksten Trend-Flachbildschirm „brauchen“, bezahlen irgendwo anders auf der Welt Menschen mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben. Wie wär’s also doch mal mit etwas mehr Nachdenken? Und Nachfragen: Brauche ich das neue Gerät wirklich? Muss es wirklich neu sein? Wie sieht es mit der Reparaturfähigkeit aus? Wie viel Gift enthält dieses Produkt? Und vor allem: Wie und wo wird es entsorgt werden? Denn die „kostenlose“ Entsorgung ist genau gesehen ja nur eine Frage der Perspektive.

Quelle: 3sat/nano

Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de








  

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