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15.06.2009

„Energielandschaft Morbach“ zeigt, wie es geht

Die Gemeinde Morbach gehört zu den Gewinnern des Bundeswettbewerbs „Kommunaler Klimaschutz 2009“, den das Bundesumweltministerium (BMU) in Kooperation mit der „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“ ausgeschrieben hatte. Morbach erhielt die Auszeichnung für den umfassenden strategischen Ansatz, mit dem die Gemeinde ihr Ziel, bis 2020 energieautark zu werden, erreichen möchte. Einen wichtigen Baustein dieser Strategie stellt das Modellprojekt „Energielandschaft Morbach“ dar, bei dem ein ehemaliges US-Munitionsdepot zur Gewinnung von Wind- und Sonnenenergie genutzt wird. Projektiert und errichtet hat die dortigen Energieanlagen die juwi-Gruppe (Wörrstadt).

Bürgermeister Gregor Eibes nahm den Preis aus der Hand von Umweltstaatssekretär Matthias Machnig in Berlin entgegen. Laut Wettbewerbsregeln müssen die Gewinner das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wieder in die Umsetzung von Klimaschutz-Vorhaben investieren. 

Eibes: „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, die uns bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir werden das Preisgeld in eine computergestützte Visualisierung investieren, die den Besuchern der Energielandschaft Morbach die aktuellen Daten der Stromproduktion und CO2-Einsparungen vor Ort durch Windkraft, Photovoltaik und Biomasse darstellt. Damit können sich die Besucher jederzeit ein Bild von der aktuellen Stromproduktion in der Energielandschaft Morbach machen. Diese Daten werden auch den Schulen in Morbach zu Unterrichtszwecken zur Verfügung gestellt.“ 

Staatssekretär Matthias Machnig gratulierte Morbach und den weiteren Preisträgern und unterstrich die große Bedeutung und Innovationskraft der Kommunen für einen wirkungsvollen Klimaschutz. Machnig: „Gerade in den Kommunen gibt es ein enormes Einsparpotenzial bei Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Im Rahmen der Klimaschutzinitiative haben wir ein umfangreiches Förderpaket geschnürt, das kommunale Entscheidungsträger unterstützt, ihre Stadt oder ihren Landkreis klimafreundlicher zu gestalten.“ 

Auch Matthias Willenbacher, Vorstand der juwi-Gruppe aus Wörrstadt, die gemeinsam mit Morbach das Modellprojekt Morbacher Energielandschaft realisiert hat, beglückwünscht die Gemeinde zu der Auszeichnung: „Morbach ist in Sachen Klimaschutz und erneuerbare Energien ein Vorreiter und damit Vorbild für andere Kommunen. Die Gemeinde zeigt, dass eine umfassende und bedarfsgerechte Versorgung mit sauberer, sicherer und preisstabiler Energie aus erneuerbaren Ressourcen bereits heute möglich ist.“ 

Um das gesetzte Ziel zu erreichen, hat Morbach eine Strategie entwickelt, die aus den drei Bausteinen Leitbild, Energielandschaft und Energietourismus besteht. Von Beginn an wurden viele Akteurinnen und Akteure einbezogen, so sind Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Bevölkerung ein Teil der Morbacher Strategie und tragen zu ihrem Erfolg bei. Das 2008 vom Gemeinderat beschlossene Morbacher Leitbild strebt neben der Energieautarkie bis zum Jahr 2020 auch an, den CO2-Ausstoß bis zu diesem Zeitpunkt, gemessen am Jahr 2000 um 50 Prozent zu senken. Das Hauptaugenmerk des Leitbildes liegt auf der Energieproduktion auf Basis erneuerbarer Energien, der Energieeinsparung und der Wärmeproduktion.

Beim zweiten Baustein, der Energielandschaft, machte Morbach aus der Not eine Tugend. Als sich für die seit 1995 zur Verfügung stehende 146 Hektar große Fläche eines ehemaligen US-Munitionsdepots kein Investor fand, wurde im Frühjahr 2001 die Idee geboren, das Gelände für die Gewinnung von Wind- und Sonnenenergie zu nutzen. Aus diesem Gedanken hat sich die „Morbacher Energielandschaft“ entwickelt. In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wurde ein Masterplan erarbeitet und mit dem Land Rheinland-Pfalz abgestimmt. Über die Medien und öffentliche Sitzungen wurde auch die Bevölkerung mit ins Boot genommen.

Heute zeigt die Morbacher Energielandschaft unterschiedlichste Wege, um Energie zu erzeugen: Windkraftanlagen, Photovoltaikanlagen, Biogasanlage, Holzpelletproduktionsanlage, Holzhackschnitzelheizwerk, Holzblockhäuser-Herstellung sowie solare Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Projektiert und errichtet hat die Energieanlagen die juwi-Gruppe aus Wörrstadt, die von Beginn an als Hauptinvestor in der Energielandschaft fungiert. Bürgermeister Eibes: „Es war für das Projekt sehr wichtig, einen solch verlässlichen Partner zu haben, der diesen Weg von Anfang an positiv begleitet hat. Auch die wissenschaftliche Begleitung durch das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) des Umweltcampus Birkenfeld hat zum Erfolg maßgeblich beigetragen.“ 

Der letzte Baustein schließlich ist der Energietourismus. Hier kann Morbach mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. Seit 2002 haben über 18.000 Besucherinnen und Besucher aus 58 Ländern die Energielandschaft besichtigt und an Führungen teilgenommen. Ein Informationszentrum sowie ein Energie-Erlebnis-Pfad befinden sich in Bau. Die Gemeinde ist seit 2008 das erste deutsche Mitglied der „1. internationalen Energieschaustraße Europas“, einem Vorzeigeprojekt im Bereich Bewusstseinsbildung für erneuerbaren Energien.

Die Anlagen in der Morbacher Energielandschaft produzieren mit Wind, Sonne und Biomasse pro Jahr ca. 45 bis 50 Millionen Kilowattstunden Strom und 10,5 Millionen Kilowattstunden Wärme und sparen damit zirka 32.500 Tonnen klimaschädliches CO2 ein. Die Stromerzeugung reicht für 13.000 Haushalte, in der Gemeinde Morbach gibt es rund 4.400. Alle Anlagen arbeiten mit nachwachsenden Rohstoffen aus der Region und sollen weiter ausgebaut werden. Bis 2011 sollen durch konkrete bzw. in Baugenehmigung befindliche Planungen insgesamt über 45.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Um zu verhindern, dass die Energielandschaft nur auf den Energiepark begrenzt bleibt, hat die Gemeinde 2008 zwei Förderprogramme aufgelegt: das „Förderprogramm zur Stärkung der Ortskerne“ und das „Förderprogramm zur Energieeinsparung und zur Nutzung erneuerbarer Energie“. Beide führten bislang zu Investitionen von rund 2,3 Millionen Euro und werden 2009 weitergeführt. Zudem wurden öffentliche Gebäude in Morbach mit großen Photovoltaikanlagen bestückt; in der Gemeinde selbst zirka 450 Kilowatt Photovoltaik und 1.465 Quadratmeter thermische Solaranlagen. Das Rathaus sowie ein Bürgerhaus werden mit Holzpellets beheizt. Ein Dachflächenkataster für alle 19 Orte der Gemeinde ist in Arbeit. 

Des Weiteren ist ein Nahwärmenetz für den Ort Morbach in Planung, das durch ein großes Holzhackschnitzelheizkraftwerk gespeist werden soll, der Rohstoff stammt aus dem Gemeindewald Morbach, das Heizkraftwerk soll durch eine GmbH, deren einziger Gesellschafter die Gemeinde ist, geführt werden. Für die weiteren Ortsteile der Gemeinde ist eine Machbarkeitsstudie zu dezentralen Wärmenetzen in Planung.

Beim Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2009“, den das BMU im Rahmen der Klimaschutzinitiative gemeinsam mit der „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“ beim Deutschen Institut für Urbanistik durchgeführt hat, wurden insgesamt 221 Beiträge in drei unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Gemeinde Morbach hat sich mit ihrer Strategie „Mit Energie Zukunft gestalten: Der Morbacher Weg zur energieautarken Kommune“ in der Kategorie „Innovative und vorbildliche Strategien zur Umsetzung des kommunalen Klimaschutzes“ beworben. In dieser Kategorie gab es 79 Bewerber/innen, aus denen drei Gewinner/innen ausgewählt wurden, die jeweils ein Preisgeld von 10.000 Euro erhalten. 

Quelle: juwi-Gruppe


  

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