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09.08.2006

Energiekonzerne: Atom- oder Alpträume?

Bereits im Februar 2004 und im vergangenen Oktober habe es im Kernkraftwerk Biblis (Hessen) ähnliche Ausfälle der Notstromaggregate gegeben wie jetzt im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1. Das meldet der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND in einer Pressemitteilung. Er fordert, den Atomausstieg zu beschleunigen und die gefährlichsten deutschen Atomreaktoren in Biblis, Neckarwestheim und Brunsbüttel sofort abzuschalten. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich unterdessen an die für die Atomaufsicht zuständigen Länderminister gewandt und einen lückenlosen Sicherheitsnachweis für die deutschen Kernkraftwerke gefordert.

Die gravierende Bedeutung des Störfalls im Atomkraftwerk Forsmark in Schweden läge darin, dass ein Kurzschluss außerhalb der Anlage wesentliche sicherheitstechnische Systeme lahm gelegt hat und zum Ausfall wichtiger Überwachungseinrichtungen in der Warte des Kraftwerks führte, heißt es aus dem Bundesumweltministerium. Für rund zwanzig Minuten – bis zur Inbetriebnahme zusätzlicher Notstromdiesel, die per Hand gestartet werden mussten – bestand eine Situation großer Unsicherheit.

Dr. Brigitte Dahlbender, stellvertretende Vorsitzende des BUND: „Der Beinahe-Gau in Schweden führt die rosaroten Träume der Atomindustrie über ihre angeblich sichere Technik ad absurdum. Wir fordern die Stromkonzerne auf, sich aus der Atomkraft zurückzuziehen.“ In den nächsten vier Jahren müssten zunächst die riskantesten vier Reaktoren vom Netz, fordert der BUND. Wenn selbst schwedische Atommanager vom „schwersten Störfall seit Harrisburg und Tschernobyl“ sprächen, müsse die Bundesregierung Konsequenzen ziehen.

Unterdessen hat sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Auswertung der neuesten Berichte der schwedischen Atomaufsicht an die für die hiesige Atomaufsicht zuständigen Länderminister gewandt und einen lückenlosen Sicherheitsnachweis für die deutschen Kernkraftwerke gefordert. „Der Vorfall in Schweden war so gravierend, dass die in Deutschland für kerntechnische Sicherheit zuständigen Minister ihrer Verantwortung nicht gerecht würden, wenn sie sich lediglich auf die Beurteilungen und Versicherungen der Betreiber verlassen würden“, so der Umweltminister. Wenn gleichartige Störfälle nicht nachweislich ausgeschlossen werden könnten, sei zu klären, ob dann „alle Maßnahmen ermittelt und umgesetzt sind, die notwendig sind, um zukünftig die erforderliche Sicherheit bei gleichartigen Fällen zu gewährleisten.“ 

„Falls in Deutschland Nachweislücken vorliegen, die so gravierend sind, dass die Sicherheit des Anlagenbetriebs in Frage steht, dann ist der Betrieb der Anlage bis zur Klärung der Sicherheitsfragen vorläufig zu untersagen und die Bundesaufsicht sofort zu informieren“, erklärte Gabriel.

Die von den deutschen Stromkonzernen geplante Beantragung einer verlängerten Laufzeit ausgerechnet für das störanfällige AKW im hessischen Biblis müsse jedenfalls entschieden zurückgewiesen werden, fordert der BUND. „Die Zukunft liegt bei erneuerbaren Energien und effizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, nicht in veralteten Dinosauriertechnologien“, so Dahlbender.

Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz BUND, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU

  

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