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22.09.2009 |
Ausbau ökologisch verträglicher Wassertriebwerke kann 5.000 Arbeitsplätze schaffen
Stammt eine Kilowattstunde Strom aus einem Kohlekraftwerk, belastet dies die Umwelt mit rund einem Kilogramm des Klimagases Kohlendioxid (CO 2). Anders in Wasserkraft-Anlagen: 0 (in Worten: Null) Gramm CO2. Ebenso wenig Schwefel, Stickstoff, oder Stäube. Doch sie dürfen in Süddeutschland nicht errichtet werden. Nicht zuletzt wegen bürokratischer Blockaden. Diesen Missstand beklagt die mittelständische Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V..
Heimisch, bewährt und bei der Bevölkerung beliebt: Rund 25 bis 30 Milliarden Kilowattstunden Elektrizität liefern Wassertriebwerke derzeit in Deutschland pro Jahr. Es könnten fast 20 Milliarden mehr sein. So viel wie der Jahresertrag von zwei großen deutschen Atommeilern. Oder: Genug für über 10 Millionen Privatpersonen - Baden-Württembergs Bevölkerungszahl.
Um 1900 arbeiteten laut Aussagen der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. in Deutschland fast 80.000 Wasserkraftanlagen. Im Jahr 2000 waren es etwa 8.000. Also gerade noch ein Zehntel. Klima- und Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker. „Da gibt es wieder viel zu tun.“ Viel zu tun? Schon ausschließlich in Baden-Württemberg könnte der Ausbau von ökologisch verträglichen Wassertriebwerken 5.000 Arbeitsplätze schaffen, rechnet die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. vor. Ähnliche Arbeitsstellen wären etwa in Bayern nicht auszuschließen. Auf Jahre hinaus.
Rund 1.600 Wasserkraftanlagen arbeiten in Baden-Württemberg. Nach Angaben der IHK Ulm waren es allein im Königreich Württembeg 1894 immerhin 3.915. Also doppelt so viele wie heute im gesamten „Ländle“. Ein Gutachten der Universität Stuttgart schlug bereits 1987 rund 4.000 Wassertriebwerke in Baden-Württemberg vor. Doch geschehen sei fast nichts, so die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V.. Das Umweltministerium Baden-Württemberg nennt demnach rund 300 Wasserkraftanlagen, die seither genehmigt wurden. Also nicht einmal ein Zehntel dessen, zu was die Universität Stuttgart riet.
Aus Behördenkreisen wird oft behauptet, Wasserkraft störe die Gewässerökologie. Derweil stellte die Deutsche Umwelthilfe schon 2006 fest, Wasserkraft und Gewässernatur seien durchaus miteinander vereinbar. Im September 2008 veröffentlichte das Landratsamt Lörrach sogar Untersuchungsergebnisse, wonach die Gewässerökologie im Schwarzwald-Flüsschen Wiese ein Jahr nach Einbau eines neuen Wassertriebwerks in ein altes Wehr sogar besser geworden sei.*
Doch wer in Deutschland eine Wasserkraftanlage neu errichten will, brauche viel Geduld und starke Nerven, so Julian Aicher, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. mit Sitz in Leutkirch-Rotismühle. Er verweist auf Berechnungen der „Vereinigung Deutscher Ingenieure“, wonach ein Genehmigungsverfahren im Durchschnitt sieben Jahre dauere. „Mancher Antragsteller Baden-Württemberg harrt derweil schon seit Ende der 1980er Jahre der Genehmigungsstempel“, so Aicher.
Dabei würden laut Arbeitsgemeinschaft entsprechende Antragsteller in Süddeutschland mit mittelständisch eingeworbenem Kapital gerne rund 300 bis 500 Millionen Euro investieren. Allein für neue Wasserkraftbauten an der Iller zwischen Kellmünz und Vöhrigen 25 Millionen. Dort an acht bereits bestehenden Staustufen. Von ähnlichen „Querbauwerken“ soll es allein in Baden-Württemberg an die 5.000 geben. Im Rahmen neuer Wasserkraft-Einbauten entstünden dort Umgehungsbäche für Wassertiere: Gut für Fische, so Aicher.
„Wasserkraft – immer wieder gewonnen dank privater Investitionen. Ohne Merkels Milliarden. Also ohne Steuermittel. Und rentabel: Denn die Ausgaben für Wasserkraft machen Verkaufserlöse für den sauberen Strom wieder wett“, betont der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft. Allein in Baden Württemberg seien es etwa fünf Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Davon eine Milliarde Kilowattstunden aus meist kleinbetrieblich und mittelständisch unterhaltenen „Kleinkraftwerken“. Dabei verweisen die Wasserkraftler auf ein bewährtes Erfolgsmodell aus den 1930er Jahren. Damals ließ US-Präsident Franklin Delano Roosevelt am Tennessee Dämme und Wasserkraftanlagen bauen. Und schaffte damit Tausende von Arbeitsplätzen. Die Anlagen gewinnen noch heute Strom
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V.
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