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02.06.2011

Oberste Priorität: Ausbau der Stromnetze zur Integration der Erneuerbaren Energien

Wenige Tage vor dem Energiegipfel von Bund und Ländern hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) zusammen mit dem Consultingunternehmen Consentec an alle Beteiligten appelliert, dem beschleunigten Ausbau der Übertragungsnetze oberste Priorität einzuräumen. „Das Netz darf nicht zum Flaschenhals der Energiewende werden“, sagte der Vorsitzende der dena-Geschäftsführung Stephan Kohler bei einem Expert/innentreffen in Berlin.

Für den beschleunigten Ausbau der Übertragungsnetze  liefere die dena-Netzstudie II eine maßgebende Planungsgrundlage, heißt es in einer Pressemitteilung. Demnach müssten in Deutschland bis 2020, zusätzlich zu den nach der dena-Netzstudie I ausgewiesenen 850 Kilometern an neuen Trassen, je nach Technologie Höchstspannungstrassen mit einer Länge von 1.700 bis 3.600 Kilometern gebaut werden. Hinzu käme die Optimierung des bestehenden Verbundnetzes.

„Der ganze Wind- und Solarstrom nutzt nichts, wenn wir ihn nicht dorthin transportieren können, wo er gebraucht wird oder gespeichert werden kann. Und wenn in verbrauchsstarken Regionen die Atomkraftwerke vom Netz gehen, muss jederzeit ausreichend Strom auch über weite Strecken angeliefert werden können. Die Politik hat es jetzt in der Hand, die Weichen für den Netzausbau zu stellen und die Energiewende durch eine beschleunigte Integration der Erneuerbaren in das Energiesystem voranzutreiben“, so Stephan Kohler weiter.

Auf dem Expert/innentreffen wurden die Handlungsoptionen für den Netzausbau besprochen. Als Ausgangspunkt dienten die dena-Netzstudie II und die Studie „Voraussetzungen einer optimalen Integration Erneuerbarer Energien in das Stromversorgungssystem“ von Consentec und r2b energy consulting.

Die dena betonte, dass die Ergebnisse der im November 2010 veröffentlichten dena-Netzstudie II unverändert gelten. Bei der Erstellung wurde der im Jahr 2000 beschlossene Atomausstieg vorausgesetzt. Die Auswirkungen der Verlängerung von AKW-Laufzeiten war ergänzend geprüft worden. Durch die geplanten Beschlüsse der Bundesregierung zum Atomausstieg liegt der für 2020 zu erwartende Kraftwerkspark wieder sehr nahe an der in der Studie zugrunde gelegten Erzeugungsstruktur.

Der ermittelte Netzausbaubedarf gelte unter Berücksichtigung des europäischen Stromhandels und eines marktorientierten Einsatzes konventioneller Kraftwerke sowie aller in den nächsten Jahren verfügbaren Techniken zur Übertragungs- und Systemoptimierung: Temperaturmonitoring, Hochtemperaturleiterseile, Hochspannungsgleichstromübertragung, Erdkabel und Speicher. Sollte der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung bis 2020 weiter intensiviert werden, müsste der Netzausbau entsprechend noch stärker beschleunigt werden.

Während die Kapazitäten der Erneuerbaren Energien von Jahr zu Jahr zunähmen, komme der Ausbau der Netze kaum voran. Von den bereits 2005 in der dena-Netzstudie I ermittelten 850 Kilometern an neuen Trassen, die bis 2015 errichtet werden sollen, seien bisher nur 90 Kilometer fertiggestellt worden. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren seien langwierig und aufwändig und müssten dringend beschleunigt werden. Vielerorts fehle es an Akzeptanz in der Bevölkerung, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Deshalb halten es die dena und Consentec für wichtig, alle Fragen offen zur Diskussion zu stellen, gemeinsam die Optionen nach klaren und nachvollziehbaren Kriterien abzuwägen und so die Lösungen zu finden, die für alle am besten tragbar sind. Eine zentrale Bundesnetzplanung solle über die Ländergrenzen hinweg den Trassenausbau festlegen, so wie es beim Bundesverkehrswegeplan üblich ist. Für Lasten, die die Kommunen im Interesse des Gemeinwohls tragen, müsse ein finanzieller Ausgleich geprüft werden.

Die im Juni 2010 fertiggestellte Studie von Consentec und r2b war in der Presse und von einzelnen Interessenverbänden als Beleg dafür herangezogen worden, dass - anders als in der dena-Netzstudie II ermittelt - bis 2020 lediglich 250 Kilometer neue Trassen gebaut werden müssten. Consentec-Geschäftsführer Christoph Maurer machte deutlich, dass die beiden Studien aufgrund ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen und daraus resultierenden Unterschieden bzgl. Annahmen, Methoden, Datengrundlage und Detailtiefe kaum zu vergleichen seien.

Hinzu komme, dass die Ergebnisse hinsichtlich des insgesamt benötigten Netzausbaus zum Teil missverstanden wurden. Consentec und r2b haben die systemtechnischen und ökonomischen Konsequenzen eines unterschiedlich hohen bzw. schnellen Ausbaus der Erneuerbaren Energien in der Stromversorgung in Deutschland untersucht. Dabei wurden für das Betrachtungsjahr 2020 Anteile der Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung von 25 bis 50 Prozent betrachtet.

Als ein Teilaspekt der Untersuchung wurden mithilfe von Näherungsdatensätzen Lastflusssimulationen im Übertragungsnetz für ausgewählte kritische Situationen durchgeführt. Dabei wurde akzeptiert, dass die Stromerzeugung aus Wind und Sonne nicht jederzeit zu 100 Prozent integriert werden kann und dass bei starker Netzbelastung auch Leitungen in Nachbarländern zur Verfügung stehen. Ferner unterscheiden sich die Annahmen zu regionaler und technologischer Verteilung der Einspeisung aus Erneuerbaren Energien und zum angenommenen Systemausbauzustand.

Die dena-Netzstudie II greife hingegen auf detaillierte Netzflussdaten der Netzbetreiber zurück, analysiert die Einspeise- und Nachfragebilanzen bundesweit für alle 8.760 Stunden im Jahr, rechnet mit einem deutlich höheren Anteil an Windstrom von Nord- und Ostsee und setzt voraus, dass der Strom aus erneuerbaren Energien gemäß geltendem Recht (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG) immer vollständig im deutschen Verbundnetz integriert wird.

Maurer: „Die Darstellung in den Medien war falsch und irreführend. Eine solide Gesamtplanung muss sich auf eine Vielfalt von Expertisen stützen können, in denen verschiedene Szenarien und Annahmen analysiert werden. Beide Studien lassen schließlich nur einen Schluss zu: Zur Integration der erneuerbaren Energien müssen die Netze in Deutschland bis 2020 erheblich ausgebaut werden. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass wir erst am Anfang stehen. Nach 2020 geht der Ausbau der erneuerbaren Energien schließlich weiter. Dieser Entwicklung muss die Netzplanung gerecht werden.“

Quelle: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)








  

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