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26.04.2013

Deutschland braucht keinen Ausbau der Braunkohleverstromung

Um die Energiewende zu schaffen, braucht Deutschland keinen Ausbau der Braunkohleverstromung. Auch die Erschließung neuer Tagebaufelder, wie sie etwa derzeit in Sachsen geprüft wird, ist für eine erfolgreiche Energiewende nicht notwendig und nicht wirtschaftlich, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) herausgefunden. In einem Gutachten im Auftrage der Klima-Allianz Deutschland warnen die Energieexperten explizit vor den Umweltschäden, die beim Abbau und der Verstromung von Braunkohle entstehen.

Das Gutachten analysiert die energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Aufschlusses des Tagebaus „Nochten II“ (in der Nähe von Weißwasser) im Lausitzer Braunkohlerevier. Derzeit läuft dort ein Braunkohleverfahren zur Erschließung von rund 300 Millionen Tonnen Braunkohle, die im nahegelegenen Kraftwerk Boxberg verstromt werden sollen.

„Auch unter Berücksichtigung des Energiekonzepts der Bundesregierung, das unter anderem einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf einen Anteil von über 50 Prozent an der gesamten Stromerzeugung bis 2030 zum Ziel hat, ergibt sich keine zunehmende Bedeutung der Braunkohle in Deutschland“, fasst Prof. Christian von Hirschhausen, Forschungsdirektor am DIW Berlin und Koautor der Studie, das Ergebnis zusammen. „Vielmehr wird der Marktanteil der Braunkohle angesichts des raschen Anstiegs der Erneuerbaren Energien, der rückläufigen Volllaststunden konventioneller Kraftwerke sowie tendenziell rückläufiger Großhandelspreise für Strom stark sinken.“ Verschlechtert habe sich aber die Aussicht auf einen weniger umweltschädlichen Einsatz der Braunkohle. „Nach der Absage an die CO2-Abscheidetechnologie (CCTS) wird es keine CO2-freie Braunkohleverstromung geben.“

Aufbauend auf obigen Prämissen, erfolgen im Gutachten Szenariorechnungen für die Braunkohlewirtschaft in der sächsischen Lausitz für die kommenden drei Jahrzehnte. Dabei ergibt sich, dass die Versorgung des Kraftwerks Boxberg bis zu dessen voraussichtlichem Auslaufen aus den Tagebauen Nochten I und Reichwalde möglich ist: Im genehmigten Feld Nochten I liegen Vorräte von 311 Millionen Tonnen vor, im Feld Reichwalde weitere 349 Millionen Tonnen; hiervon werden für die Verstromung im Kraftwerk Boxberg bis in die frühen 2040er Jahre zirka 228 Millionen Tonnen aus Nochten I beziehungsweise 106 Millionen Tonnen aus Reichwalde benötigt, sodass die bereits genehmigten Mengen für die Versorgung vollkommen ausreichen.

„Die Braunkohle ist für die Energiewende, trotz aktuell hoher Marktanteile, nicht notwendig und wird ihre Bedeutung rasch verlieren“, urteilt von Hirschhausen. „Die Landesregierung des Freistaates Sachsen hat nun die Aufgabe, die Energieregion Lausitz auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad einzustellen.“ Prof. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin, ergänzt: „Berücksichtigt man die negativen Umwelteffekte der Braunkohle, zeigt sich, dass es sich um einen unwirtschaftlichen und umweltschädlichen Energieträger handelt.“ In ihrem Bestseller „Kampf um Strom“ analysiert Kemfert auch die Bedeutung der Kohle für die Energiewende: „Kohlekraftwerke sind wenig flexibel, da sie nur schwer hoch- und runtergefahren werden können. Energiekonzerne, die auf Kohlekraft setzen, entscheiden sich damit für die bei weitem umweltschädlichste Technologie, die lediglich den Vorteil hat, dass sie kurzfristig die größten Gewinne verspricht.“

Die Studie „Gutachten zur energiewirtschaftlichen Notwendigkeit der Fortschreibung des Braunkohlenplans „Tagebau Nochten“ ist als DIW Berlin Politikberatung kompakt 72 erschienen und im Internet abrufbar.

Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)

  

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