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01.07.2013

Strompreise für Privathaushalte können 2014 sinken

Die Strompreise für Haushalte könnten im Jahr 2014 sinken, wenn die großen Energieversorger niedrige Erzeugungskosten an alle Verbraucherinnen und Verbraucher weiterreichten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace. „Die Bundesregierung könnte mit einfachen politischen Mitteln Privathaushalte und Mittelstand entlasten“, sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace. „Strom aus Erneuerbaren Energien wird immer günstiger. Doch bislang profitiert hauptsächlich die Industrie davon.“

Nach Abschätzung von Greenpeace dürfte die EEG Umlage zunächst im Jahr 2014 von derzeit 5,3 auf 6,1 Cent pro Kilowattstunde steigen, in den darauf folgenden Jahren aber wieder sinken. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, die ungerechtfertigten Ausnahmen für die Industrie zu reduzieren und die Stromerzeugung fairer zu besteuern. Dies würde die Ökostrom Umlage um 2,4 Cent senken. 

Die heute in Berlin vorgestellte Studie zeigt, dass die Summe aus Börsenpreisentwicklung und EEG Umlage entscheidend für die Bewertung der Strompreisentwicklung ist. Die so beschriebenen Systemkosten der Stromversorgung werden in 2014 voraussichtlich um 0,6 Cent fallen und auch in den nächsten Jahren weiter absinken. Der massive Einbruch des Strompreises an der Börse auf unter vier Cent pro Kilowattstunde sorgt hingegen für einen Anstieg der EEG Umlage, denn dadurch steigt die Differenz zur gesetzlich festgelegten Vergütung von Wind, Sonne und Biomasse Laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird der Aufschlag erhoben, um die Energiewende zu finanzieren. 

„Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Energieversorger gesunkene Börsenpreise an die Haushalte weitergeben“, sagt Dr. Felix Matthes vom Öko-Institut. „Dann braucht in den nächsten Jahren niemand steigende Preise zu fürchten.“ Laut Studie wirkt vor allem der massive Preisverfall der CO2-Zertifikate im Emissionshandel auf den Börsenhandel und erhöht so die EEG Umlage. Ein funktionierender Emissionshandel mit Preisen von 40 Euro pro Tonne CO2 würde die Umlage um 1,3 Cent reduzieren. Doch genau hier blockiert auch die Bundesregierung, die sich einer notwendigen Verknappung der CO2-Zertifikate verweigert.

1.691 Unternehmen entziehen sich derzeit im Umfang von vier Milliarden Euro einer Finanzierung der Energiewende. Würden die Kosten gerechter verteilt, könnte dies die Bürgerinnen und Bürger um 1,6 Cent pro Kilowattstunde entlasten. Greenpeace verlangt darüber hinaus, die Strombesteuerung zu reformieren und Erneuerbare Energien geringer oder gar nicht zu besteuern. Wind und Sonne verursachen deutlich weniger gesellschaftliche Folgekosten wie z.B. für Umweltschäden und sollten weniger staatliche Abgaben zahlen müssen als Kohle und Atom. Auf diese Art würde die EEG Umlage noch einmal um bis zu 0,8 Cent auf insgesamt 2,4 Cent pro Kilowattstunde sinken. Ein Drei-Personen-Haushalt könnte bei einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden etwa 100 Euro jährlich einsparen. 

„Um die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher in Grenzen zu halten, ist es neben Energieeinsparungen vor allem wichtig dafür zu sorgen, dass sinkende Börsenstrompreise auch an die Stromkunden weiter gegeben werden. Nur dann kommen die Menschen auch in den Genuss der massiven Kostensenkungen immer günstiger werdender Erneuerbarer Energien,“ meint Damian Ludewig, Geschäftsführer des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft. Um die EEG Umlage nicht ausufern zu lassen, müsse zudem der Emissionshandel deutlich ambitionierter gestaltet werden. Von zirka 80 Euro externer Kosten beim Ausstoß einer Tonne CO2 werden derzeit gerade einmal 3 - 4 Euro durch den Zertifikats preisinternalisiert. Das halte die Börsenstrompreise niedrig und führe somit paradoxer Weise zu einer höheren EEG Umlage.

„Eine kurzfristiger umsetzbare Maßnahme zur Stabilisierung der EEG Umlage ist die Reform der Industriebegünstigung“, so Ludewig. Durch eine angemessene Anpassung der aktuellen Privilegien der Industrie könne die EEG Umlage laut einer aktuellen Kurzstudie des FÖS im Auftrag von Greenpeace schon im kommenden Jahr auf 4,5 Cent pro Kilowattstunde gesenkt werden.

„Andere kurzfristige Änderungen des EEG hätten die kommende Steigerung der EEG Umlage dagegen kaum verhindern können“, resümiert Uwe Nestle, FÖS-Vorstandsmitglied. Mittel- bis langfristig müssten sowohl innerhalb als auch außerhalb des EEG Reformen durchgeführt werden mit dem Ziel, die externen Kosten angemessen zu internalisieren und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Energieträger zu schaffen.

Von der erneuten kurzfristigen Steigerung sollten sich die politischen Akteurinnen und Akteure nach Einschätzung des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) nicht verunsichern lassen. Denn nicht der Zubau von Wind-, Solar- oder Biomasseanlagen sei hauptsächlich für die Steigerung der Umlage verantwortlich, sondern der stark gefallene Strompreis an der Börse. Dadurch wird Strom auch aus bestehenden Wind-, Solar- und Biomasseanlagen vermeintlich teurer, was die EEG Umlage nach oben treibt. Selbst ein Ausbaustopp hätte daran nichts ändern können.

Für längerfristige Kostensteigerungen bei der EEG Umlage seien neben den genannten Nebeneffekten wie sinkendem Börsenstrompreis und massiven Begünstigungen der Industrie weder Windenergie an Land, noch Wasserkraft und bald auch nicht mehr die Photovoltaik verantwortlich. Die Anfangsvergütung beispielsweise für Windenergieanlagen an Land, die in diesem Jahr in Betrieb gehen, liege bei knapp 9,5 Cent/kWh. Die Vergütungen für Biogasanlagen, Wind-Offshore und Geothermie sind dagegen deutlich höher.

„Wer gerade die günstigeren Erneuerbaren Energien bremsen will, macht die Energiewende teurer und untergräbt somit deren gesellschaftliche Akzeptanz“, so Nestle. Vor diesem Hintergrund solle auch die kommende EEG Novelle auf einer guten wissenschaftlichen Analyse aufbauen und mit viel Sorgfalt vorbereitet werden. Nur so könne die notwendige politische Unterstützung gesichert und die Energiewende erfolgreich vorangebracht werden.

Hier geht es zur Studie: www.oeko.de/oekodoc/1793/2013-475-de.pdf

Quelle: Greenpeace Deutschland, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft

  

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