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11.04.2006

Hochwasser und kein Ende

Wieder sehen wir die Bilder von überfluteten Stadtteilen und Kellern, von verzweifelten Menschen und hilflosen Helfern. Wieder nennen wir Jahrhunderthochwasser, was uns mittlerweile in immer kürzeren Abständen heimsucht. Und wieder wird klar: Der Mensch ist nicht nur Opfer einer unberechenbaren Natur – er ist selbst Täter. Das Umweltbundesamt hat deshalb zum Thema Hochwasserschutz eine umfassende Broschüre herausgebracht.

„Hochwasser ist ein natürliches Ereignis im jahreszeitlichen Abflussrhythmus der Flüsse“. So steht es in einem Papier des Umweltbundesamtes zum Thema Hochwasserschutz. Allerdings nehmen wir Menschen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von Hochwasserereignissen.

Hier steht zum einen der Klimawandel im Blickfeld: Wir fahren zuviel Auto, wir fliegen zuviel, wir verbrennen nach wie vor zuviel fossile Brennstoffe. All dies führt zu einem viel zu hohen Ausstoß des klimaschädlichen CO2. Die dadurch verusachte Temperaturerhöhung (im vergangenen Jahrhundert um fast 1 Grad Celsius) führt dazu, dass sich der Wasserkreislauf intensiviert und beschleunigt. Je höher die Temperaturen in der Atmosphäre, desto mehr Wasser kann verdunsten und wieder als Niederschlag fallen.

Leider werden zukünftige Emissionen trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen die Temperaturen weiter ansteigen lassen. Experten gehen von 1,6 bis 3,6 Grad Celsius bis 2080 aus. Bis dahin könnten auch die Winterniederschläge um bis zu 30 Prozent zunehmen. In Bayern und Baden-Württemberg zum Beispiel wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt detailliert untersucht: Seit den 1970er Jahren haben kleinere Hochwasser in den Wintermonaten in den südlichen Flussgebieten Baden-Württembergs und teilweise Bayerns zugenommen.

Ein weiteres menschengemachtes Problem ist die Zunahme der Flächen für Siedlung und Verkehr sowie die Bodenversiegelung durch intensive landwirtschaftliche Nutzung (schwere Maschinen verdichten zum Beispiel den Boden, der dann weniger Wasser aufnehmen kann). In den letzten vier Jahren nahm das Wachstum von Siedlungs- und Verkehrsflächen täglich eine Fläche von zirka 160 Fußballfeldern neu in Anspruch, berichtet das Bundesumweltamt.

Damit die Menschen flussnah bauen können oder auch zur Erschließung landwirtschaftlicher Flächen auf flussnahen Auengebieten wurden immer mehr Flussläufe eingedeicht. Dadurch sind natürliche Überschwemmungsgebiete verloren gegangen und der Wasserfluss beschleunigt worden. Heutige Hochwasser steigen dadurch oftmals in kürzester Zeit – das heißt, es bleibt weniger Zeit für Reaktion und Gegenmaßnahmen.

Hochwasser verursachen Schäden und Kosten: Sachschäden, Schäden durch Produktionsausfälle in Unternehmen, Einsatz von Feuerwehr und Katastrophenschutz. Schäden aber auch an Ökosystemen durch auslaufende Heizöltanks oder anderer gefährlicher Stoffe. Gar nicht zu sprechen von den sozialen Kosten wie Toten und Verletzten, ärztliche Behandlung von geschädigten Personen, Traumatisierung der Betroffenen und Verlust von Kulturgütern.

172 Millionen Euro lautet der vorläufig geschätzte Schaden des Hochwassers vom August 2005 an Isar, Iller, Lech und Inn. Das Hochwasser an Elbe und Mulde 2002 betraf direkt etwa 370.000 Menschen und forderte 21 Menschenleben; die materiellen Schäden werden auf über 11 Milliarden Euro beziffert. Das Pfingsthochwasser in Bayern 1999 verursachte rund 345.000 Millionen Euro Schaden.

Ganz klar sagt das Papier des Umweltbundesamtes: „100-prozentiger Schutz ist für den Staat nicht bezahlbar.“ Das neue Hochwasserschutzgesetz vom Mai 2005 sieht vor, dass zukünftig Überschwemmungs- und überschwemmungsgefährdete Gebiete ausgewiesen werden müssen. In den gefährdeten Zonen dürfen keine neuen Baugebiete mehr entstehen. Die Land- und Forstwirtschaft ist aufgerufen, zur Verbesserung des Wasserspeichervermögens des Bodens zu beizutragen und Poldergebiete zur Verfügung stellen. Wichtig ist auch: Hochwasservorsorge muss länder- und staatenübergreifend sein!

Die wichtigsten Akteure aber sind wir Menschen selbst. Wir müssen unseren so genannten „modernen“ Lebensstil überdenken. Das fängt bei unserer Art, uns fortzubewegen, an und hört beim Thema Energieverbrauch und was alles von weit her angekarrt werden muss, nur damit wir „billig“ einkaufen können, noch lange nicht auf.

Klingt für viele wie „unmöglich“. Allerdings sind die Empfehlungen des Umweltbundesamtes hinsichtlich der Maßnahmen der Bürgerinnen und Bürger beim Hochwasserschutz auch nicht prickelnder: Verzicht auf Untergeschosse, Stelzenbauweise, wasserdichte Ausführung des Untergeschosses, Verwendung wasserbeständiger Baustoffe, elektrische Installationen nicht in den Untergeschossen, Hochlagerung von Geräten, Abdichtung von Fenstern und Türen mit mobilen Wänden und keine Öltanks mehr im Keller!

Hochwasserschutz – soviel ist klar – ist nicht nur ein Thema für die Betroffenen. Soll er wirklich funktionieren, werden wir auf die eine oder andere Weise alle davon betroffen sein. „Es gilt, das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Gefahren durch Hochwasser zu stärken.“ (Umweltbundesamt)

Quelle: Umweltbundesamt www.umweltbundesamt.de

Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de










  

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